Medizin-Nobelpreis für mRNA-Technologie

© Nobel Media AB 2018. Photo: Alexander Mahmoud

Fast vier Jahre nach dem Beginn der Covid-19-Pandemie ist am Montag der Medizin-Nobelpreis zwei Forschern hinter der mRNA-Impfung zugesprochen worden.

Ausgezeichnet werden heuer die gebürtige Ungarin Katalin Karikó und der US-Forscher Drew Weissman, teilte das Nobelpreiskomitee am Montag in Stockholm mit. Auf Basis ihrer jahrzehntelangen Arbeit konnten in Rekordzeit mRNA-Impfstoffe gegen Covid-19 entwickelt werden, „die zusammen Millionen Leben gerettet haben“, hieß es bei der Bekanntgabe. Konkret gewürdigt wurden die 68-jährige Karikó und der 64-jährige Weissman für ihre Entdeckungen zur Modifikation der Nukleosidbasen, die die Entwicklung der wirksamen mRNA-Impfstoffe ermöglichten, wurde erläutert. „Durch ihre bahnbrechenden Resultate, die unser Verständnis davon, wie mRNA mit dem menschlichen Immunsystem interagiert, grundlegend verändert haben, trugen die Preisträger zu dem beispiellosen Tempo der Impfstoffentwicklung während einer der größten Bedrohungen für die menschliche Gesundheit in moderner Zeit bei.“

Die beeindruckende Flexibilität und Geschwindigkeit, mit der mRNA-Impfstoffe entwickelt werden konnten, ebne den Weg für die Nutzung der neuen Plattform auch für Impfstoffe gegen andere Infektionskrankheiten. „In Zukunft könnte die Technologie auch zur Verabreichung therapeutischer Proteine und zur Behandlung bestimmter Krebsarten eingesetzt werden. Mehrere andere Impfstoffe gegen Sars-CoV-2, die auf unterschiedlichen Methoden basieren, wurden ebenfalls rasch eingeführt, und insgesamt wurden weltweit mehr als 13 Milliarden Covid-19-Impfdosen verabreicht“, betonte das Nobelkomitee.

Dabei war der Weg nicht einfach: Karikó habe es auf ihren Karriereweg nicht immer leicht gehabt, so das Nobelkomitee. Vor rund zehn Jahren habe sie ihre Position verloren und ging in der Folge nach Deutschland. Gerade Karikó habe viel investieren müssen, um ihre Arbeit auch gegen Widerstände voranzutreiben, hieß es in mehreren Reaktionen. Ihren Ausgangspunkt nahm die nun ausgezeichnete Forschung bereits in den 1980er-Jahren, als gezeigt wurde, dass mRNA in großem Stil hergestellt werden kann. In der Folge wurde jedoch klar, dass im Reagenzglas, „in-vitro“, hergestellte mRNA Nebeneffekte hatten. Im Gegensatz zu den gleichen Strukturen, die aus menschlichen Zellen stammten, lösten sie Entzündungsreaktionen aus, was klinische Anwendungen erschwerte. Aus Mangel an Fördergeldern forschte Karikó im Labor zunächst weitgehend auf sich allein gestellt an dem Problem, ab 1998 auch mit Weissman an der University of Pennsylvania, wo beide derzeit noch beziehungsweise wieder forschen. Eine konkrete Medikamentenentwicklung scheiterte, das von den beiden erlangte Patent auf die Technologie wurde von der Universität verkauft.

Die Tragweite ihrer Entdeckung erhöhte sich, als die beiden 2008 und 2010 zeigten, dass mRNA mit derartigen Basen-Modifikationen auch die Protein-Produktion erhöhten. Damit waren die größten Hindernisse auf dem Weg zu mRNA-Impfstoffen aus dem Weg geräumt. Derrick Rossi von der Harvard University griff die Technologie auf und entwickelte sie weiter. 2010 gründete Rossi mit Kollegen die Firma Moderna. In Deutschland wurden die Gründer von Biontech, Uğur Şahin und Özlem Türeci, auf Karikó aufmerksam und boten ihr eine Stelle an – eine Position, die sie vor einem Jahr wieder aufgab. (APA/red)