Meinung: Gewalt gegen Gesundheitsberufe folgt einem Plan

Martin Rümmele ist Chefredakteur von Relatus.

54 Angriffe auf Ärztinnen und Ärzte gab es heuer bereits. Die Dunkelziffer, so hört man, ist weit höher. Ursache ist der Spardruck im Gesundheitswesen. Und der ist geplant. Die Gewalt wird als Folge in Kauf genommen.

Das klingt auf den ersten Blick nach einer gewagten Aussage. Doch tatsächlich scheint hinter all diesen Entwicklungen ein Kalkül zu stecken. Das Gesundheitswesen sei zu teuer, hören wir laufend. Die Lohnnebenkosten in diesem Bereich müssten gesenkt werden. Auch die Ausgaben der Länder und Gemeinden für Spitäler und damit die Steuern seien zu hoch. Kurz gesagt: die Steuerquote muss weiter gesenkt werden. Doch das bedeutet, dass gespart werden muss – und die meisten öffentlichen Ausgaben fließen nun einmal in die Gesundheitsversorgung und dort in die Personalkosten. Also müssen diese sinken – so das Argument. Das wiederum bedeutet für Patienten längere Wartezeiten, geringere Leistungen aber auch Lieferengpässe bei Medikamenten oder Medizinprodukten.

Was aber ist die Folge? Die Patienten reagieren sauer und lassen das jene spüren, die für sie direkt greifbar sind – die Gesundheitsbeschäftigen. Es passiert aber noch etwas: Es entsteht der öffentliche Eindruck, dass das Gesundheitswesen marod und sanierungsbedürftig ist. Also braucht es Reformen. Und wie sehen die aus? Erraten: Es müsse gespart werden, denn immerhin sei das System zu teuer und eben schlecht, argumentieren die Sparbefürworter. Damit dreht sich nicht nur die Spiral nach unten – Gewalt im Gesundheitswesen wird mit dieser Logik bewusst in Kauf genommen. (rüm)