Neue Leitlinie empfiehlt Prävention nach erstem Schlaganfall

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Eine neue Empfehlung österreichischer, Deutscher und Schweizer Experten soll helfen, Schlaganfallrezidive zu verhindern. Derzeit erleiden fast 20 Prozent binnen fünf Jahren erneut einen Insult.

Jährlich erleiden etwa 25.000 Menschen in einen Schlaganfall. Binnen fünf Jahren haben fast 20 Prozent der Betroffenen einen zweiten solchen Insult. Eine neue Empfehlung österreichischer, Deutscher und Schweizer Experten will helfen, wenigstens das zu verhindern. „Schlaganfallrezidive sind relativ häufig“, schrieben jetzt die an der Ausarbeitung der neuen Leitlinie beteiligten Fachgesellschaften. Wie eine 2019 publizierte Analyse der Krankenkasse im deutschen Bundesland Niedersachsen ergeben hätte, beläuft sich das Risiko eines akuten ähnlichen Folgeereignisses nach einem ersten Schlaganfall auf 1,2 Prozent nach 30 Tagen, 3,4 Prozent nach 90 Tagen, 7,4 Prozent nach einem Jahr und 19,4 Prozent nach fünf Jahren. „Der Rezidivprophylaxe kommt somit eine besondere Bedeutung zu“, erklärten die Fachleute, unter ihnen Stefan Greisenegger (Österreichische Schlaganfallgesellschaft; Universitätsklinik für Neurologie/MedUni Wien).

Die Ursache sind oft Atherosklerose, besonders in der Halsschlagader, oder Thromben, die sich bei Vorhofflimmern zunächst im Herzen bilden und dann bis ins Gehirn gelangen. Die größten Risikofaktoren für Schlaganfälle sind zu hoher Blutdruck, hohe Blutfettwerte und Rauchen. Deshalb stellt auch die gerade publizierte neue Leitlinie speziell auf die Kontrolle möglichst aller Risikofaktoren nach der Akutbehandlung eines ersten Schlaganfalls ab. Die Experten: „Der Blutdruck sollte nach einem Schlaganfall oder einer TIA langfristig unter 140/90 mm Hg gesenkt werden. Je nach Alter der Betroffenen, Verträglichkeit der Blutdrucksenker und Vorerkrankungen ist sogar eine Senkung auf systolisch 120 bis 130 mm Hg zu erwägen (…).“ Welche Medikamente bei der Kontrolle des Blutdruckes verwendet werden, ist weniger wichtig als das Erreichen der Zielwerte.

Auch für das Cholesterin gibt es Empfehlungen. „Als Zielwert der cholesterinsenkenden Therapie gilt ein LDL-C-Wert von unter 70 Milligramm pro Deziliter Blut. Alternativ kann eine Reduktion um mehr als 50 Prozent des Ausgangswerts erfolgen“, stellten die Fachleute in einer Aussendung fest. Etwas diffizil kann die nach Schlaganfällen per Medikament erfolgende Verringerung der Blutgerinnung sein. Hier werden vor allem Acetylsalicylsäure sowie Substanzen wie Clopidogrel oder Ticagrelor empfohlen, welche die Zusammenballung von Blutplättchen zu Thromben verhindern. Bei bestimmten Patienten gibt es auch die Notwendigkeit einer medikamentösen Blutverdünnung. Hier müsse zwischen dem Nutzen und dem Blutungsrisiko abgewogen werden.

Neben den direkten medizinischen Fakten widmet sich die Leitlinie auch dem Lebensstil. „Für Betroffene sind insbesondere die Informationen zum Lebensstil von hoher Relevanz, da sie ihn selbst beeinflussen können“, erklärte dazu Tobias Kurth, einer der federführenden Autoren von der Berliner Universitätsklinik Charite. Die Leitlinie rate zu regelmäßiger körperlicher Aktivität. Der häufige Konsum von Obst und Gemüse oder einer mediterranen Diät senkten das Risiko eines Schlaganfallrezidivs und vaskulärer Folgeereignisse, dabei sollte der Salzkonsum reduziert werden. Betroffene sollten auf das Rauchen verzichten und den Alkoholkonsum reduzieren. Einem Diabetes mellitus als gewichtigem Risikofaktor für Schlaganfälle sollte möglichst vorgebeugt werden. Zuckerkranke sollten nach einem Schlaganfall in jedem Fall auf eine gute Blutzuckereinstellung achten. Nach einer Schlafapnoe als zusätzlichem Risikofaktor sollte gezielt gesucht werden. Allenfalls kann dann eine Behandlung mit Überdruckbeatmung (CPAP) in der Nacht erfolgen. (red/APA)

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