© Denys Rudyi – stock.adobe.com Ein neuer Bericht der OECD kritisiert das österreichische Gesundheitssystem in mehreren Punkten. Die SPÖ will nun mit Reformen gegensteuern.
Ein aktueller Bericht der OECD zu Gesundheitsreformtrends in der EU war für Gesundheitsministerin Korinna Schumann und Staatssekretärin Ulrike Königsberger-Ludwig (beide SPÖ) am Donnerstag Anlass, Verbesserungen in der Versorgung in Aussicht zu stellen. Wie schon der Bericht „Gesundheit auf einen Blick“ im November weist auch der nunmehrige Bericht dem heimischen System lange Wartezeiten und hohe Privatkosten aus. Aus dem „Country Health Profile Austria 2025“ der OECD geht hervor, dass Österreich mit 4.901 Euro (Stand 2023) die zweithöchsten Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben in der EU hat, wovon allerdings nur 76,6 Prozent von der öffentlichen Hand getragen werden, während es unionsweit 80 Prozent sind. Die privaten Ausgaben lagen rund 50 % über dem OECD-Schnitt. Die OECD sieht hier Anlass zur Sorge wegen einer Zweiklassenmedizin, wenn sich die Patient:innen zwischen langen Wartezeiten oder höheren Eigenkosten für eine schnellere Behandlung entscheiden müssen.
Der Bericht verdeutlicht, dass Patient:innen in Österreich im internationalen Vergleich zu lange auf medizinische Leistungen warten müssen. Die Zahl der Vertragsärzt:innen stagniert, während die Zahl der Wahlärzt:innen seit 2004 um 61 % gestiegen ist. Gleichzeitig ist der Anteil der Hausärzt:innen auf nur noch 13 % abgesunken, wodurch die Primärversorgung zusätzlich unter Druck gerät. Auch die Verteilung der Ausgaben offenbart strukturelle Schwächen: Rund 32 % der Gesundheitsausgaben fließen in die stationäre Versorgung, 31 % in die ambulante Versorgung. Beide Werte liegen über dem EU-Durchschnitt und verdeutlichen die starke Belastung der Krankenhäuser und den Nachholbedarf bei der Versorgung durch den niedergelassenen Bereich.
Schumann wertete den Bericht als Befund über den Zustand des Gesundheitssystems, wie es die Regierung im März übernommen hat. Diesen wolle man aber nicht akzeptieren, meinte sie in einer schriftlichen Mitteilung. Königsberger-Ludwig gab ein Bekenntnis zur Weiterentwicklung des Systems ab, etwa durch mehr Digitalisierung und den Ausbau der Prävention. Beide erinnerten an die Reformpartnerschaft Gesundheit, in der Bund, Länder und Sozialversicherung strukturelle Reformen entwickeln sollen. Auf die Frage, ob dabei die Verantwortung für die Spitäler zentral an den Bund gehen soll, wie zuletzt wiederholt gefordert, gingen sie nicht ein. (rüm)
Service: Publikation