ÖGK kämpft nun mit Fakten gegen Verschwörungstheorien

ÖGK-Generaldirektor Berhard Wurzer (c) ÖGK

Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) widmet sich nun den Verschwörungstheorien rund um das Thema Corona. Und sie gibt Tipps, wie man mit Kritikern umgehen kann.

Am Donnerstag lud die ÖGK den deutschen Experten für Verschwörungsmythen Jan Skudlarek zu einem Hintergrundgespräch. Der Philosoph geht davon aus, dass die Impfpflicht zu einer kurzfristigen Zunahme des Widerstands bei den Impfgegnern führen wird, dieser werde aber wieder „abebben“. ÖGK-Generaldirektor Bernhard Wurzer warf die Frage auf, wie es passieren könne, dass Menschen an Verschwörungstheorien glauben – etwa der Erzählung, dass im Impfstoff ein Chip enthalten sei. Skudlarek führte aus, Verschwörungstheorien hätten für manche Personen eine bestimmte Funktion. Wenn jemand etwa in die Spritze hineinschauen möchte, dann könne es etwa um ein Kontrollbedürfnis oder Sicherheitsbedürfnis gehen. Dieses Kontrollbedürfnis sollte man thematisieren – also die Fragen, die hinter der Verschwörungstheorie steht.

Gefragt, ob man Menschen, die sich in derartige Verschwörungstheorien verstricken, überhaupt mit Argumenten begegnen kann, sagte Skudlarek, die faktische wissenschaftliche Gegenrede sei definitiv wichtig. Mit der Sachebene komme man aber oft nur „bis zu einem bestimmten Punkt“. Manche Menschen würden oft in eine „Antihaltung“ schalten und den Argumenten keinen Glauben schenken. In der öffentlichen Diskussion sei es schwer zu thematisieren, was hinter diesen Ängsten steht – etwa auch oft existenzielle Sorgen. Gefragt nach der in Österreich ab Februar geltenden allgemeinen Impfpflicht ab 18 Jahren sagte Skudlarek, der Widerstand gegen diese werde wohl kurzzeitig zunehmen, „es werden Menschen lauter werden, aggressiver, schlimmstenfalls gewalttätiger“ werden. Dies werde aber abebben und „in Akzeptanz übergleiten müssen, das kann nicht in einen staatlichen Kontrollverlust übergehen“.

Zur Kritik durch die FPÖ sagte der Experte, weltweit sei die Rolle von „nationalen Populisten“ eine des „Anfeuerns, des Anstachelns, des antifaktische wissenschaftsfeindliche Gegennarrative Bietens. Das ist in Österreich genauso wie in Deutschland und den USA. Da werden Märchen erzählt, da wird gelogen, da wird agitiert, da wird parteipolitisch auch probiert, Land zu gewinnen“. Dass die Impfung wirkt und im Vergleich zu Krankheit weniger schädlich ist, sei Konsens. „Wer jetzt noch das Gegenteil behauptet, zumindest als Profi-Politiker, tut dies – wenn schon nicht mit böser Absicht – dann aus Täuschungsabsicht.“ Zur Frage der gesellschaftlichen Spaltung betonte der Experte, dass die sogenannten „Wutbürger“ immer noch eine Minderheit darstellen – „eine wichtige Minderheit, die uns Sorgen machen muss“. Der überwiegende Großteil halte sich aber an die Regeln und sei solidarisch. (red)