Ohne Hausapotheke keine Kassenpraxis 

© ÖÄK/Stefan Seelig

Eine Umfrage unter Gemeindevertreter:innen zeigt: Die ärztliche Versorgung am Land wackelt. Die Ärztekammer fordert Reformen – vor allem bei der Hausapotheke. 

Fast 70 Prozent der Bürgermeister:innen und Gemeindeverantwortlichen sehen die medizinische Versorgung durch fehlende Kassenärzt:innen in ihrer Region in den nächsten fünf Jahren gefährdet. Mehr als die Hälfte ist der Meinung, dass Erleichterungen bei der Gründung und Bewahrung von ärztlichen Hausapotheken eine positive Auswirkung auf die Zukunft ihrer Gemeinde haben würden. Das zeigt eine aktuelle Umfrage der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK) mit 619 Teilnehmenden aus ganz Österreich – davon 222 Bürgermeister:innen und 243 Gemeindemandatar:innen. ÖÄK-Vizepräsident und Kurienobmann des niedergelassenen Bereichs Edgar Wutscher sieht in der Hausapotheke einen zentralen Hebel: „Mit einem Wegfall der Sechs-Kilometer-Grenze, die den Abstand zwischen öffentlichen Apotheken und ärztlichen Hausapotheken reglementiert, werden Kassenstellen, vor allem im ländlichen Raum, schlagartig attraktiver.“

Neben der Medikamentenabgabe stellt die Ärztekammer erneut die Forderung nach flexiblen Modellen wie Teilzeit-Kassenstellen, Job-Sharing oder Gruppenpraxen, um mehr Ärzt:innen für das Kassensystem zu gewinnen. Vor allem junge Medizinerinnen müssten gezielt unterstützt werden – etwa durch Pilotprojekte wie den finanziellen Mutterschutzausgleich in Vorarlberg. Gleichzeitig müssten bürokratische Hürden wie bei interdisziplinären Versorgungsformen fallen: „Es gibt zu viele bürokratische Hürden. Wir müssen froh sein, wenn jemand so ein Modell wählt“, betont Wutscher.

Bewilligungen von Medikamenten nur noch bei hochpreisigen Arzneimitteln würden ausreichen und ebenfalls Bürokratie reduzieren. Ebenso wie die Wiedereinführung der telefonischen Krankschreibung – bei bekannten Patient:innen. Ein weiteres Kernanliegen ist die leistungsorientierte Bezahlung: Trotz hoher Verantwortung würden viele Leistungen im Kassensystem unzureichend vergütet. So werde etwa das zentrale Diagnose- und Therapiegespräch kaum honoriert, da Kassenbudgets gedeckelt seien. Die Ärztekammer hat daher bereits einen überarbeiteten Leistungskatalog ohne Limits vorgelegt – bisher ohne Reaktion der Sozialversicherung. (kagr)