So digital soll jetzt das Gesundheitswesen werden

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Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) und Digitalisierungsstaatssekretär Florian Tursky (ÖVP) haben ihre Pläne vorgelegt, wie sie das System digitalisieren wollen.

Vor dem Weg zum Arzt oder der Ärztin steht künftig eine Handy-App, über die auch die Gesundheitsakte ELGA erreicht werden kann. Die Anwendung soll ebenso Möglichkeiten bieten „mich anzuleiten in Ernährung und Bewegung“ und per Push-Funktion an Vorsorgeuntersuchungen erinnern, erläuterte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) am Freitag. Die Gesundheitsreform ist eine „digitale Gesundheitsreform“, sagte Digitalisierungsstaatssekretär Florian Tursky (ÖVP). Wichtig seien vor allem Datenstruktur und „Usability“. Es brauche erstens vollständige Gesundheitsdaten und zweitens seien bei der Benutzerfreundlichkeit die Bürger:innen in den Mittelpunkt zu stellen. „Wenn die Bedienung einfach ist, dann werden es die Menschen auch verwenden“, ist der Staatssekretär zuversichtlich.

Der niederschwelligste Zugang zum Gesundheitssystem werde die App sein, wo Symptome eingeben werden und hinterlegt mit Künstlicher Intelligenz nächste Schritte vorgegeben werden. Nach der App reiht sich die Hotline 1450 ein, dann folgt der niedergelassene Bereich, wo eine Ärztin oder ein Arzt kontaktiert wird – persönlich oder auch per Videokonsultation. „Wenn ich mich jetzt in Österreich krank fühle, rufe ich die Rettung und fahre in die Spitalsambulanz, was dazu führt, dass die Spitalsambulanzen überlastet sind“, sagte Rauch zum Status quo. „In Israel logge ich mich ein und beantworte ein paar Fragen und werde dann einem Arzt zugewiesen, bei dem ich innerhalb von 30 Minuten drankomme.“ In Finnland, wo Rauch sich das dortige System gemeinsam mit Tursky angesehen hatte, ist die Digitalisierung im Gesundheitsbereich ähnlich fortgeschritten. Dort habe sich zudem kaum jemand von der elektronischen Gesundheitsakte abgemeldet, betonte Rauch.

Es dürfe aber keine Kompromisse bei Datenschutz und Transparenz geben, sagte Tursky. Datenschutz sei in Österreich streng geregelt und ELGA jetzt schon transparent, indem „ich sehe, wenn jemand meine Akte öffnet“. Zudem steige die Akzeptanz „in dem Moment, wo ich einen Mehrwert habe“. Dafür sollen Bilddaten wie von Röntgen, CT und MRT bis Anfang nächsten Jahres in ELGA integriert und Wahlärzt:innen bis 1. Jänner 2026 an die elektronische Gesundheitsakte angeschlossen werden. „Dann brauchen die Menschen nicht mehr mit Röntgenbildern, CDs oder anderen Datenträgern herumlaufen“, sagte Rauch.

Im Zuge der eHealth-Strategie sind auch mehr digitale Gesundheitsanwendungen für chronisch kranke Patient:innen geplant, sprach Rauch von „Apps auf Rezept“. Weiters werden mit der Gesundheitsreform alle niedergelassenen Ärzt:innen zur Diagnosecodierung verpflichtet. Jedem Krankheits- und Verletzungsbild könne schon lange ein international gültiger Code zugeordnet werden, das müssten Kassenärzt:innen bis 1. Jänner 2025 und Wahlärzt:innen bis 1. Jänner 2026 umsetzen. Neben diesen Daten wollte sich Rauch nicht auf konkrete Zeithorizonte für die Umsetzung festlegen. Erste Gesundheits-Apps, glaubt er, seien 2025 hinzubekommen. Am Ende der fünf Jahre der neuen Finanzausgleichsperiode „sollten wir in jedem Fall dort sein, dass das in Österreich umgesetzt ist.“ (red/APA)