So sexistisch ist die Gesundheitsversorgung

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Der neue Frauengesundheitsbericht ist besorgniserregend. Gesundheitsminister Johannes Rauch möchte mithilfe von Digitalisierung mehr Daten generieren.

Frauen werden in Österreich durchschnittlich 84 Jahre alt – 20 Jahre davon verbringen sie allerdings in mittelmäßiger bis schlechter Gesundheit. Im Gegensatz zu Männern sind Frauen deutlich häufiger von Depressionen und Demenz betroffen, darüber hinaus gibt es grundsätzlich weniger Daten zu frauenspezifischen Gesundheitsfragen. Berichte über Gesundheit und Versorgung der österreichischen Bevölkerung orientieren sich nach wie vor hauptsächlich an Männern. All das geht aus dem Frauengesundheitsbericht 2022 hervor, der erstmals seit zehn Jahren Informationen zur gesundheitlichen Lage von Frauen und Mädchen in Österreich bringt.

Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) nimmt die Ergebnisse zum Anlass, um sich bei der Präsentation während des Gesundheitsausschusses des Nationalrates für eine verbesserte Datenlage einzusetzen, „Datenfriedhöfe“ müssten durch Digitalisierung zusammengeführt und in Folge auch zum besseren Verständnis genutzt werden. Frauen und Mädchen werden laut Bericht immer wieder unzureichend diagnostiziert, sozioökonomische Unterschiede nicht miteinbezogen. Es sei wichtig, dass anerkannt wird, dass Gesundheitsthemen Frauen anders betreffen als Männer. Nur so kann man laut Rauch den höchsten Gesundheitsstandard für alle erreichen.

Bis sich dazu aber mehr tut, wird es noch etwas dauern. Der Bericht wurde einstimmig mit dem Ziel eines Hearings mit Expert:innen im Herbst zur weiteren Vertiefung vertagt. Im Moment läuft eine Machbarkeitsstudie zum Thema niederschwelliger und kostenloser Zugang zu Verhütungsmitteln. Zustimmung zum Frauengesundheitsbericht und den Schlussfolgerungen des Ministers gab es von der SPÖ, den NEOS, Grünen und der ÖVP, wobei die Parteien teils Vertiefungsbedarf bei medizinischen Auswirkungen von Gewalt an Frauen sowie Menstruationsgesundheit sahen. Einzig von der FPÖ wurde eine „grüne Ideologie“ angeprangert, was umgehend von den anderen Parteien kritisiert wurde. (kagr/APA)