Soziale Ungleichheiten nehmen bei Brustkrebs zu

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Eine neue Studie hat die Auswirkungen sozioökonomischer Ungleichheiten auf die Lebensqualität von Frauen mit Brustkrebs aufgezeigt.

Frauen mit niedrigem Einkommen leiden stärker bei einer Brustkrebserkrankung. Das zeigt eine aktuelle Studie eines Forschungsteams der Universität Genf (UNIGE), der Genfer Universitätskliniken (HUG), des Inserm und des Gustave Roussy. Für die Untersuchung wurden fast 6.000 Frauen, bei denen Brustkrebs diagnostiziert wurde, über einen Zeitraum von zwei Jahren beobachtet. Das Forschungsteam analysierte dazu fünf Bereiche der Lebensqualität – allgemeine Müdigkeit, psychische Verfassung, sexuelle Gesundheit und Nebenwirkungen – in Abhängigkeit von einer Reihe sozioökonomischer Indikatoren: Bildungsniveau, Haushaltseinkommen und wahrgenommene finanzielle Situation. Das Ergebnis: „Die Auswirkungen auf die Lebensqualität sind bei Frauen mit weniger Ressourcen viel ausgeprägter, unabhängig von den biologischen Merkmalen ihrer Krebserkrankung, ihrem Alter oder der Behandlung, die sie erhalten haben“, resümiert José Sandoval, Onkologe an der HUG-Abteilung für Onkologie und Forscher in den Abteilungen für Medizin und Community Health und Medizin an der Medizinischen Fakultät der UNIGE, Erstautor dieser Studie.

Als Grund für die schlechtere Lebensqualität von Frauen mit Brustkrebs mit niedrigem sozioökonomisch Status vermuten die Forschenden die fehlende Unterstützung rund um die medizinische Behandlung. „Frauen mit hohem sozioökonomischem Status fällt es leichter fallen, Zeit, Geld und Zugang zu Informationen zu haben, um sich um sich selbst zu kümmern, Unterstützungsressourcen zu finden und die körperlichen und psychischen Nebenwirkungen der Krankheit besser zu bewältigen als beispielsweise eine alleinerziehende Mutter mit geringem Einkommen, die keine Betreuungsperson für ihre Kinder hat“, erklärt Sandoval. Diese Faktoren würden die Krankheit und ihre Folgen für die physische und psychische Gesundheit der Patientinnen beeinflussen. „Wenn wir über Präzisionsonkologie sprechen, müssen wir die gesamte Person berücksichtigen, einschließlich ihrer sozialen Dimension“, schließen die Studienautor:innen, die darüber hinaus darauf verweisen, dass die Daten Frauen betreffen, die in Frankreich behandelt wurden – einem Land mit gleichberechtigtem Zugang zur Gesundheitsversorgung. In Ländern ohne ein universelles Gesundheitssystem seien diese Ungleichheiten wahrscheinlich noch ausgeprägter. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift „Journal of Clinical Oncology“ veröffentlicht.

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