© Константин Чимбай - stock.adobe.com In der niedergelassenen Ärzteschaft gibt es große Unzufriedenheit mit der Impfstoffbeschaffung für Gratis-Impfprogramme. Das Ministerium streitet das ab.
Die fehlende Verfügbarkeit von Impfstoffen hat Impfprogramme ausgerechnet in der wichtigsten Phase zum Stillstand gebracht, hört man derzeit in der Ärzteschaft. „Das diesjährige Gratis-Impfprogramm ist nach den großen Problemen in den vergangenen Wochen nun leider zum Stillstand gekommen“, schildert Edgar Wutscher, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte. „Grippeimpfstoffe sind aktuell im Bestellshop nicht zu bekommen und auch die Impfstoffe gegen Pneumokokken und Gürtelrose sind derzeit im niedergelassenen Bereich nicht verfügbar“, kritisiert Wutscher. Der Grund sei ganz einfach: „Es können nur so viele Impfdosen verimpft werden, wie eingekauft wurden. Der Bund habe schlichtweg zu wenig Impfstoffe eingekauft beziehungsweise budgetiert. Vorwürfe, die Ärzteschaft hätte zu wenig bestellt, sind daher klar zurückzuweisen. Es konnte einfach nicht mehr bestellt werden“, unterstreicht Wutscher.
Dazu komme noch, dass der Bestellshop für die Impfstoffe immer noch extrem instabil sei und in den Ordinationen weiterhin für große Frustration und Zusatzbelastung sorgt. „Der Bestellvorgang gehört von Grund auf überarbeitet und verbessert. Aber das ist wie gesagt nicht die Ursache für den Impfstoff-Engpass“, stellt Wutscher klar. Die ÖÄK sei aktuell jedenfalls im engen laufenden Abstimmungsprozess mit dem Gesundheitsministerium und der Österreichischen Gesundheitskasse zur Verbesserung von Bestell- und Auslieferungslogistik. „Unsere Vorschläge liegen auf dem Tisch“, erklärt Rudolf Schmitzberger, Leiter des ÖÄK-Impfreferates: „Bei den Impfungen gegen Pneumokokken und Gürtelrose müssen alle, die zu wenig Liefermenge oder im Extremfall gar keine Lieferung bekommen haben, bei der für Anfang Jänner zugesagten Neukontingentierung bevorzugt beliefert werden.“ Das sei wichtig für die Planungssicherheit, die besonders bei der aus zwei Impfungen bestehenden Gürtelrose-Impfung wesentlich sei. Zudem sollte für die nächste Influenza-Impfaktion eine garantierte Zuteilung – orientiert an der Bestellmenge der Vorsaison – organisiert werden, fordert Schmitzberger.
Das Gesundheitsministerium hatte Anfang November von einer hohen Nachfrage nach den neuen Gratis-Impfungen gegen Gürtelrose (Herpes Zoster) und Pneumokokken berichtet. Damals wurde angekündigt, dass noch im Lauf des Monats weitere 70.000 Dosen an Gürtelrose- sowie 25.000 Dosen an Pneumokokken-Impfstoffen bereitgestellt werden. Ein weiterer großer Nachschub sei für Jänner erwartet. Zudem weist das Ministerium die Vorwürfe zurück, man habe zu wenig Impfstoffe bestellt. Maria Paulke-Korinek, Leiterin des Impfwesens im Ministerium, sagte im Ö1-Mittagsjournal dazu: „Das ist auf keinen Fall so.“ Man habe große Mengen an Impfstoffen österreichweit ausgeliefert. „Diese Impfstoffe sind momentan an impfenden Einrichtungen, genau dort, wo sie sein müssen, damit die Menschen in Österreich geimpft werden können“, so die Expertin. Man wisse aber, dass teilweise noch ein offener Impfstoffbedarf besteht. „Gleichzeitig sehen wir beispielsweise, es wurden 1,4 Millionen Influenza-Impfstoffe ausgeliefert, im E-Impfpass sind 810.000 Impfstoffe dokumentiert. Es wurden 170.000 Gürtelrose-Impfstoffe ausgeliefert, davon ist gerade mal ein Viertel im E-Impfpass dokumentiert.“ Bei Pneumokokken sei die Lage ähnlich.
Die Influenza-Impfstoffe beispielsweise seien ab 1. September orderbar gewesen und noch bis Mitte November habe man bestellen können. „Also ich möchte schon betonen, die Kolleginnen und Kollegen hatten jetzt zehn Wochen Zeit, Impfstoffe zu bestellen“, so Paulke-Korinek. Einzelne Institutionen hätten aber auch zu viel angefordert. Bei den seit November neuen Gratis-Impfungen – Pneumokokken und Gürtelrose – seien zuletzt Maximalbestelllimits eingezogen worden, um die Vakzine bestmöglich zu verteilen. Es seien 2.400 Ärzt:innen mit Gürtelrose-Impfstoffen beliefert worden und 2.800 mit Pneumokokken-Impfstoffen. Das sei „schon eine große Anzahl“. (red/APA)