Studie zu Diabeteseinstellung bei Kindern

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Jährlich erkranken rund 300 Kinder in Österreich an Typ-1-Diabetes. Eine neue Studie warnt nun vor den Folgen, wenn die Blutzuckereinstellung längerfristig nicht klappt.

Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes sollten besonders gut auf ihre Blutzuckerwerte kontrolliert werden. Denn eine schlecht eingestellte Erkrankung erhöht das Risiko für eine zusätzliche Fettlebererkrankung in jungen Jahren erheblich. Das hat eine neue Studie von österreichischen und deutschen Forschenden mit Daten auch aus der Schweiz ergeben. Rund 1.600 Kinder und Jugendliche im Alter unter 15 Jahren sind allein in Österreich von Typ-1-Diabetes betroffen. Es handelt sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der die Insulinproduktion in der Bauchspeicheldrüse komplett zusammenbricht. Jährlich erkranken rund 300 Kinder in Österreich daran, sogar Kinder unter fünf Jahren zählen zu den Betroffenen. Die Zahl der Neuerkrankungen hat sich binnen eines Zeitraums von 20 Jahren in etwa verdoppelt.

Die Betroffenen müssen von Anbeginn – abhängig von ihrer Bewegungsintensität und ihrer Nahrungsmittelaufnahme – Insulin spritzen und mehrfach am Tag ihren Blutzucker messen. Der sogenannte HbA1c-Wert im Blut, der Auskunft über die mittelfristige Blutzuckereinstellung gibt (Zuckerbeladung der roten Blutkörperchen), sollte laut Deutscher Diabetes Gesellschaft bei unter sieben Prozent liegen. Doch bei Kindern und Jugendlichen kann es durch stark schwankende körperliche Aktivitäten und Ernährung Probleme geben. Deshalb werden bei Kindern auch immer öfter Insulinpumpen eingesetzt.

Klappt die Blutzuckereinstellung aber längerfristig nur schlecht, drohen zusätzliche Gesundheitsprobleme. Dazu zählen zum Beispiel frühzeitig auch die klassischen Diabetes-Komplikationen wie Gefäß-, Nieren- und Netzhautschäden. Es gibt aber offenbar auch weitere mögliche Konsequenzen. „Vor kurzem erfolgte Studien haben eine Verbindung zwischen Typ-1-Diabetes und der mit metabolischer Dysfunktion assoziierten Fettlebererkrankung (ehemals: nicht-alkoholische Fettlebererkrankung) nahegelegt”, schrieben jetzt Florian Koutny von der Paracelus Medizin-Privatuni (Salzburg) und seine Co-Autoren im “Journal of Pediatric Gastroenterology and Nutrition”.

Um diesem Verdachtsmoment nachzugehen, analysierten die Wissenschaftler:innen die Daten von 32.325 Kindern im Alter zwischen zwei und 17 Jahren mit Typ-1-Diabetes in Österreich, Deutschland und der Schweiz. In Deutschland geht man von rund 30.000 Kindern mit Typ-1-Diabetes aus. Im Rahmen der Untersuchung wurden die HbA1c-Werte der Kinder mit den Blutwerten an dem Enzym Alanin-Aminotransferase (ALT) verglichen. Erhöhte ALT-Werte können einen Hinweis auf eine Lebererkrankung darstellen. Das Ergebnis laut den Autor:innen: „Kinder mit schlecht kontrolliertem Typ-1-Diabetes (HbA1c-Wert größer als elf) hatten nach Korrektur für Alter, Geschlecht, Dauer der Diabetes-Erkrankung und Übergewicht, ein erhöhtes Risiko für erhöhte ALT-Werte (Hinweis auf nicht-alkoholische Fettlebererkrankung; Anm.).” Die Häufigkeit von nicht mehr normgerechten ALT-Werten war um den Faktor 2,54 größer.

Diese Beobachtung wurde durch eine zweite Analyse mit dem Vergleich zwischen Kindern mit gut eingestelltem Typ-1-Diabetes und Betroffenen mit schlechter Blutzuckerkontrolle bestätigt. Hier war die Häufigkeit von erhöhten Leberenzymwerten (ALT) in einem Zeitraum von bis zu fünfeinhalb Jahren um die Hälfte größer. Die Gefährdung stieg offenbar mit der Dauer der Beobachtungszeit an. „Die Studie unterstreicht die kritische Rolle, die ein effektives Management der Diabeteserkrankung bei der Verringerung der Gefahr einer Fettlebererkrankung spielt”, stellen die Wissenschaftler:innen fest. An der Untersuchung nahm auch fast ein Dutzend an Zentren für Diabetes bei Kindern in Deutschland teil. Schon im Kindesalter vor allem an Typ-1-Diabetes Erkrankte haben wegen ihrer Grunderkrankung ein hohes Risiko für Komplikationen schon in einem vergleichsweise jungen Alter. Typ-2-Diabetes tritt zumeist erst in der zweiten Lebenshälfte auf, womit sich die möglichen Komplikationen häufig erst später einstellen. (APA/red)

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