Studien zeigen: Corona veränderte das Krankheitsgeschehen stark

Neue Studien belegen, dass sich die Krankheitsfälle während der Corona-Maßnahmen veränderten: deutlich weniger Magenblutungen und Herzinfarkte stehen massiv steigenden psychischen Erkrankungen gegenüber.

Der Mitte März in Österreich wegen des Coronavirus vollzogene Lockdown hat offenbar positive Auswirkungen in gänzlich anderen Medizin-Bereichen zur Folge gehabt. Die Zahl der Notfälle aufgrund von akuten Magenblutungen in Österreichs Spitälern ging in den ersten drei Wochen um rund 40 Prozent zurück, erklärte Herbert Tilg, Direktor für Innere Medizin I an der Med-Uni Innsbruck, im APA-Gespräch. Dies gehe aus einer gerade publizierten Studie hervor. „Wir haben österreichweit 98 Krankenhäuser mit entsprechenden Fragebogen angeschrieben, die Notfallendoskopien durchführen.“ Von zwei Dritteln der Spitäler seien dann Rückmeldungen eingelangt, darunter von allen Landeskrankenhäusern und Universitätskliniken. Für Tilg gibt es vor allem eine mögliche Erklärung für diese Untersuchungsergebnisse und den „substanziellen Einfluss auf akute Krankheitsbilder“: Die aufgrund der Zwangsmaßnahmen verordnete „Ruhe“, das Daheim bleiben und vor allem der in Folge ausbleibende Stress in Form des Hetzens von Termin zu Termin: „Wir haben es mit einer dramatischen Änderung unseres Lebensstils zu tun gehabt.“ Andere Studien haben auch gezeigt, dass Herzinfarkte deutlich zurückgegangen sind.

Umgekehrt stiegen depressive Symptome auf das Fünffache, zeigt eine Studie der Donau-Universität Krems. Der Anteil von Menschen mit depressiven Symptomen ist in Österreich in der Zeit der Krise von vier Prozent auf etwa 20 Prozent gestiegen. „Bei allen wirtschaftlichen Problemen darf die psychische Gesundheit der Arbeitnehmer nicht aus den Augen verloren werden“, kommentierte Oberösterreichs AK-Präsident Johann Kalliauer. Insgesamt seien die Krankenstände aufgrund psychischer Erkrankungen in den vergangenen Jahren massiv gestiegen. Fast zehn Prozent aller Krankenstandstage resultieren bereits aus psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen. Trotzdem scheinen psychische Erkrankungen nicht in der Berufskrankheiten-Liste auf. Daher können die Leistungen der Unfallversicherung nicht genutzt werden. Für die Betroffenen, aber auch für die Arbeitgeber, ist das tragisch. Denn durch Rehabilitationsmaßnahmen könnten viele Folgen psychischer Erkrankungen abgemildert oder überhaupt kuriert werden. (red)