Und wieder nichts gelernt  

© Tanzer

Gesundheit wird von vielen Expert:innen als Querschnittsmaterie gesehen. In der Realpolitik findet dies aber kaum Niederschlag. Ebenso wenig in der Standespolitik

Sozialpolitik, Armutspolitik, Umweltpolitik, Arbeitsmarktpolitik, Bildungspolitik, Verkehrspolitik, Wohnbaupolitik und nicht zuletzt Wirtschaftspolitik werden in ihrer Bedeutung oft vor der Gesundheitspolitik wahrgenommen. Das zeigt sich letztlich auch in den Verhandlungen zum Finanzausgleich zwischen Bund, Ländern und Gemeinden. Völlig übersehen wird aber oft, dass die genannten Bereiche die Gesundheit der Bevölkerung stark beeinflussen. Immer wieder weisen Gesundheitsökonom:innen darauf hin, dass Einkommensunterschiede Einfluss auf die Lebenssituation der Menschen haben und damit die Gesundheit und Lebenserwartung beeinflussen. Wer gebildeter ist, verdient für gewöhnlich mehr, wohnt besser und lebt länger – und zwar oft einige Jahre. Die Politik ignoriert das meist.

Die Pandemie hat uns gezeigt, welche Bedeutung die Gesundheit und das Gesundheitswesen für die Gesellschaft, das funktionierende Zusammenleben und nicht zuletzt die Wirtschaft haben. Da gerieten globale Logistikwege ins Wanken, zeigten sich wirtschaftliche Abhängigkeiten und zeigen sich jetzt Entwicklungen im Personalbereich, die das System und die Versorgung in Gefahr bringen. Doch die Erfahrungen der vergangenen Jahre werden verdrängt, man wendet sich der Tagespolitik zu und versucht Löcher zu stopfen und akut werdende Probleme zu lösen.

Die Stakeholder innerhalb des Systems sind mit sich selbst beschäftigt oder streiten um Einflussbereiche. Das mag kurzfristig Erfolge bringen, es löst aber langfristig keine Probleme. Die Ökonomisierung des Gesundheitswesens nimmt zu und mit ihr der Spardruck. Es wäre also Zeit, Gesundheit mehr Bedeutung zu geben. Doch das passiert nicht. (rüm)