Zu wenige Ärzt:innen und Betten sorgen laut der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie (ÖGU) für eine „drastische Reduktion der OP-Kapazitäten“.
„Wenn die Versorgung von Schwerverletzten nicht mehr funktioniert, werden Menschenleben aufs Spiel gesetzt“, bringt es der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Unfallchirurgie, Primarius Vinzenz Smekal, auf den Punkt. Menschen, deren Überleben nach Verkehrsunfällen, Sportunfällen oder Freizeitunfällen auf hochspezialisierte und erfahrene Unfallchirurg:innen angewiesen sind, treffen auf kaum noch haltbare Zustände in den Spitälern, beklagt er. Neben dem Personalmangel in der Pflege bestehe ein enormer Mangel an Fachärzt:innen, etwa bei Anästhesist:innen und Unfallchirurg:innen. Darüber hinaus wurden in den Spitälern in den vergangenen Jahren Bettenkapazitäten reduziert beziehungsweise umgeschichtet. „Das Resultat ist eine drastische Reduktion der OP-Kapazitäten in der Unfallchirurgie. Mindestens ein Drittel aller österreichischen Spitäler ist davon betroffen“, berichtet Smekal.
Dazu komme dass sich Ärzt:innen aus dem neuen Sonderfach Orthopädie und vermehrt selbständig machen und den Spitälern fehlen. Die ungenügende Entlohnung der extrem herausfordernden Arbeit rund um die Uhr in den Akutspitälern gepaart mit schlechten Arbeitsbedingungen und einer Überlastung durch Personalknappheit führen unweigerlich zu schwerwiegenden Engpässen in der Schwerstverletzten-Versorgung. Eine Vertiefung der unfallchirurgischen Ausbildung und adäquate Entlohnungs- und Dienstmodelle für die Akutversorgung schwerstverletzter Patient:innen könnten Abhilfe schaffen. „Unfallchirurgie muss für junge Kolleg:innen vertieft erlernbar und mit lohnenden Perspektiven ausgestattet werden“, fordert ÖGU-Prä-Präsident Kambiz Sarahrudi.
Im Österreichischen Strukturplan Gesundheit (ÖSG) 2017 wurde die Grundstruktur der Trauma-Versorgung Österreichs im Rahmen von bundesländerübergreifenden Traumanetzwerken festgelegt. Allerdings fehle nach wie vor eine übergeordnete, österreichweite politische Anstrengung zur flächendeckenden Umsetzung, abseits von Bundesländergrenzen. Bei Traumanetzwerken werden durch die Abstimmung verschiedener Unfallabteilungen beziehungsweise Unfallkrankenhäuser entsprechend ihrer jeweiligen Kompetenzen Aufgabenbereiche zugeordnet und damit sichergestellt, dass jede verunfallte Patientin, jeder verunfallte Patient in der für die Behandlung ihrer bzw. seiner Verletzung optimal geeigneten Krankenanstalt versorgt wird. Durch die Abstufung der Aufgaben ist von der Basisversorgung bis hin zur Schwerstverletztenbehandlung die optimale Nutzung von fachlicher Kompetenz, vorgehaltenem Personal, Ressourcen- und Kostenoptimierung sichergestellt. (red)