Impfquoten sind rekordverdächtig niedrig, Präventionsaktivitäten sind es auch und die Wissenschaftsskepsis ist hoch. Ein paar Gedanken, wie wir das ändern können.
Ende der 1970er, Anfang der 1980er Jahre wurde die Gurtpflicht im Auto verpflichtend eingeführt. Es gab zum Teil massive Proteste dagegen. Später wurden die Motive der Kritiker:innen analysiert. Umfassende Studien kamen zum kuriosen Ergebnis, dass jene, die eine Gurtpflicht ablehnten mehrheitlich Angst vor Unfällen hatten. Sie waren deshalb gegen den Gurt, weil sie durch diesen an die potenzielle Gefahr erinnert worden sind. Das lässt sich auch auf andere Präventionsmaßnahmen umlegen: Impfkritiker:innen führen primär die vermeintliche Gefahr, die von Impfstoffen ausgehen kann, ins Treffen oder sie reden mögliche Krankheiten klein – wir erinnern uns an Argumente wie „Corona ist auch nur eine Grippe“.
Gerade jetzt laufen wieder panische Meldungen von Masern- und Grippewellen durch die Medien. Und natürlich sind das hochansteckende und gefährliche Erkrankungen. Und sie könnten leicht mit Impfungen eingedämmt werden. Darauf hinzuweisen ist also ein Gebot der Stunde. 60 Masernfälle in einem Land mit 9 Millionen Einwohner:innen aber gleich zur tödlichen Welle hochzustilisieren, wird jene die Angst vor einer Impfung haben, nicht zum Stich motivieren.
Was es bei allen Präventionsmaßnahmen braucht, sind Aufklärung und Information. Dafür braucht es Zeit. Doch genau die fehlt allen Gesundheitsberufen bei ihrer täglichen Arbeit. Das Gesundheitssystem sollte also weniger Geld in Kampagnen und mehr Geld in die Beschäftigten investieren. (rüm)