Warum Metaller-KV auch die Ärzteschaft trifft

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Der überraschend niedrige Gehaltsabschluss der Metaller wird massive Auswirkungen auf die ÖGK und das Gesundheitssystem haben. Ein paar Gedanken zur Zukunft der Krankenversicherung.

Bei der diesjährigen Metaller-Lohnrunde haben sich die Verhandler überraschend am Montagnachmittag nach nur wenigen Stunden in der ersten Runde auf einen neuen Kollektivvertrag für die rund 190.000 Beschäftigten geeinigt. Und zwar unter der Inflation. Ab 1. November 2025 steigen die Ist-Löhne und Gehälter um 1,41 Prozent, die Mindestentgelte werden um 2 Prozent angehoben. Ab dem 1. November 2026 steigen die Ist-Löhne und Gehälter um 1,9 Prozent und die kollektivvertraglichen Mindestentgelte um 2,1 Prozent. Dazu gibt es Einmalzahlungen. PRO-GE-Bundesvorsitzender Reinhold Binder sprach von einem „Krisenabschluss auf Zeit, der die rollierende Inflation nicht voll abdeckt“. Angesichts der hohen Teuerung und Energiekosten sei es wichtig gewesen, gemeinsam „mit Vernunft und Sicherheit in die Zukunft zu schreiten“. Die Inflation stieg im August auf 4,1 Prozent, für 2025 wird eine Inflation von über 3 Prozent erwartet.

Was für die Wirtschaft ein guter Abschluss sein mag, wird vor allem die ÖGK und damit ihre Vertragspartner ins Mark treffen. Denn die Lohnabschlüsse schlagen auch auf die Einnahmen der Kassen durch – finanzieren sich diese doch über Abgaben auf Löhne und Gehälter. Macht das Beispiel der Metaller in anderen Branchen Schule – und vieles spricht bereits dafür – lässt das die Einnahmen der maroden Kasse nur minimal steigen. Gleichzeitig wächst aber nicht nur der Bedarf an Kassenleistungen weiter, auch die Vertragspartner haben, wie die Metallindustrie mit der hohen Inflation zu kämpfen, die etwa Energiekosten und Mieten steigen lässt.

Die ÖGK steht also vor der Herausforderung entweder die Forderungen ihrer Vertragspartner erfüllen zu müssen, die sich an der Inflation orientieren, oder diesen weniger zu zahlen. Erfüllt sie die Wünsche, geht die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben weiter auf. Das Defizit steigt deutlich. Die Alternative ist ein weiteres Sparpaket bei den Vertragspartnern. Ein einheitlicher Leistungskatalog für Ärzt:innen, Preissteigerungen bei Medikamenten oder die Abgeltung von Nachtdiensten für Apotheker:innen rücken damit in jedem Fall in weite Ferne. (rüm)