Weiter Debatte über Kassendefizit und Reformen

© Ärztekammer/Seelig

Am Wochenende meldeten sich ÖGK-Vizeobmann Peter McDonald und Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart in Interviews zur Situation der Kassen zu Wort.

Peter McDonald, aktueller Vorsitzender im Dachverband der Sozialversicherungsträger und derzeit Vizeobmann der ÖGK, sorgt sich einmal mehr angesichts der demografischen Entwicklung und der damit verbundenen steigenden Inanspruchnahme der Leistungen um die künftige Finanzierbarkeit des Gesundheitswesens. Die Zahl der Über-65-Jährigen werde in den kommenden Jahren „massiv ansteigen“, sagte McDonald im Gespräch mit der APA: „Und das wird uns in große Schwierigkeiten bringen.“ Gleichzeitig würden die Menschen, die im beschäftigungsfähigen Alter sind, in den kommenden 25 Jahren um 300.000 Personen weniger. „Alleine die Reduktion des Arbeitskräftepotenzials bedeutet in heutiger Währung knapp eine Milliarde weniger Einnahmen.“ Der Druck auf die Gesundheitsausgaben werde daher in den nächsten 20 Jahren permanent eine Herausforderung bleiben.

Eingebettet sei das alles in die ohnehin schwierige Situation, in der sich die Krankenkassen derzeit befinden. Schließlich seien diese neben Mehrkosten für den medizinischen Fortschritt und die Alterung der Gesellschaft auch mit geringeren Beitragseinnahmen konfrontiert, was eng mit dem schwachen Wirtschaftswachstum und der gestiegenen Arbeitslosigkeit zusammenhänge. „Weniger Wirtschaftswachstum und höhere Arbeitslosigkeit bedeuten geringere Beitragseinnahmensteigerungen“, betonte McDonald, der davor warnte zu glauben, dass mit dem kurzfristigen Erreichen der schwarzen Null alle Probleme der Krankenkassen gelöst wären.

Ärztekammerpräsident Johannes Steinhart warf vor allem der ÖGK in einem Kurier-Interview vor, dass sie Potenziale ungenutzt lasse und zweifelt die Prognosen der Kasse an: „Warum sollen wir einen Solidarbeitrag an eine Organisation wie die ÖGK zahlen, die mir einmal erzählt, man sei 55 Millionen Euro im Plus, dann ist man eine Milliarde im Minus und dann plötzlich wieder nur 500 Millionen – ohne dass man irgendwelche Strukturveränderungen gemacht hätte? Jetzt ist wieder von einer schwarzen Null für 2026 die Rede.“ Die zentralistische „sogenannte Kassenreform“ bringe Mehrkosten, aber auch das Fehlen eines einheitlichen ÖGK-Immobilienkonzeptes und anderer Synergieeffekte, die grundlegende Verbesserungen und sinnvolle Einsparungen bringen können.

1450 habe derzeit nicht die Kraft, so stark zu lenken, wie man sich das vorstelle, erteilt Steinhart Regierungs- und Kassenplänen eine Abfuhr. „Wir hatten 2024 rund 143 Millionen eCard-Steckungen. 1450 hatte im Vorjahr gerade einmal eine Million Kontakte, wovon aber nur 300.000 medizinische Gründe hatten. Natürlich kann man darauf aufbauen, aber es wird Jahre dauern, bis das greift. Vielleicht sollte man da lokale Lösungen bevorzugen, wie den Ärztefunkdienst in Wien, der seit 50 Jahren besteht und hervorragend funktioniert.“ (red)