Die Ärztekammer fordert von der ÖGK „konstruktive Verhandlungen“ für den kassenärztlichen Bereich. In den Bundesländern rumort es.
Die Plakate, die rund 100 Ärzt:innen am Montag in Klagenfurt bei einem stillen Protest in die Höhe hielten, waren klar und deutlich – und sie galten der ÖGK-Spitze: „Faire Verträge statt geschlossener Ordinationen“, war da zu lesen; „Leider können wir ihren Anruf nicht entgegennehmen“ und „Ohne Hausärzte keine Zukunft“ stand da zu lesen. Seit Monaten verhandle die Kärntner Ärztekammer mit der ÖGK, „doch die Gespräche verliefen im Sand. Bis heute stellte die ÖGK kein ernstzunehmendes Angebot. Sogar ein Teil der Inflationsabgeltung 2024 ist in Frage gestellt“, erklärten Kammerpräsident Markus Opriessnig und der Obmann der Kurie der niedergelassenen Ärzt:innen Wilhelm Kerber. Auch in den anderen Bundesländern rumort es gewaltig.
„Die Österreichische Ärztekammer bekennt sich klar zum solidarisch finanzierten Gesundheitssystem. Daher unterstützt sie auch die von ÖGK-Obmann Andreas Huss wieder einmal ins Spiel gebrachte Stärkung der Kassenmedizin. Allerdings wollen wir dazu endlich auch Taten sehen. Sich nur hinzustellen und das System als unsolidarisch zu kritisieren, ist zu wenig“, sagt Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, zur Aufgabenstellung des ÖGK-Obmanns für das zweite Halbjahr.
Klar sei, dass der Wahlärzt:innen-Trend die Folge der Versäumnisse der Gesundheitskasse ist. „Die ÖGK ist in der Vergangenheit ihrem Kernauftrag, nämlich der Versorgung der Bevölkerung mit genügend Kassenärzten, nicht nachgekommen. Der vermehrte Wechsel ins Wahlarztsystem ist eine Abstimmung mit den Füßen. Sie zeigt, dass im öffentlichen System etwas gravierend schiefläuft“, sagt Steinhart, der betont, dass die Gesundheitskasse den Wahlärzt:innen dankbar sein sollte: „Schließlich halten diese Ärztinnen und Ärzte in vielen Regionen die niederschwellige und wohnortnahe Versorgung noch aufrecht“, erinnert er.
„Wenn es der ÖGK wirklich ernst mit der Stärkung des solidarisch finanzierten Gesundheitssystems ist, dann lade ich sie herzlich ein, sich endlich mit uns zu konstruktiven Verhandlungen zusammenzusetzen und Verträge abzuschließen, die das Kassensystem wieder für mehr Ärztinnen und Ärzte attraktiv macht und sie auch wieder gerne im Kassenbereich arbeiten“, so der ÖÄK-Präsident, der auch eine klare Prioritätensetzung der Gesundheitskasse fordert: „Ein starker, leistungsfähiger und zukunftssicherer niedergelassener ärztlicher Bereich oder sinnlose Parallelstrukturen – diese Entscheidung sollte nicht allzu schwer fallen“, sagt Steinhart. (rüm)