Welt-MS-Tag am Samstag steht im Zeichen von COVID-19

In Österreich sind rund 12.500 Menschen an Multipler Sklerose erkrankt. Weltweit sind es etwa 2,3 Millionen Betroffene. Anläßlich des Welt-MS-Tages am 30. Mai verweisen Experten auf die Wichtigkeit der Früherkennung.

Gerade während der COVID-19-Pandemie gilt auch weiterhin die Früherkennung beziehungsweise die schnellstmögliche Behandlung als das oberste Prinzip. Eine wirksame Behandlung in der ersten Phase der Erkrankung kann eine mögliche bleibende Behinderung ersparen und ist darüber hinaus gesundheits- und gesamtökonomisch sinnvoll, weil die Folgekosten der Krankheit vermieden oder verringert werden können, betont der Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie Univ.-Prof. Mag. Dr. Eugen Trinka: „Es ist eines der großen Anliegen der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie, die Patientinnen und Patienten mit Multipler Sklerose mit wirksamen Therapien zu versorgen, um eine unnötige Progression der Erkrankung zu vermeiden.“ Gerade anhand der Multiplen Sklerose habe sich gezeigt, wie rasch die Neurologie von einem früher eher diagnostisch orientiertem Fach zu einer der schlagkräftigsten therapeutischen Disziplinen in der Medizin geworden ist. „Während früher Multiple Sklerose als unheilbare Erkrankung galt, haben wir heute hochwirksame Therapien entwickelt, die letzten Endes auch verständlicherweise mit hohen Kosten verbunden sind“, betont Trinka. In der heutigen Zeit stehen den Patienten die besten therapeutischen Möglichkeiten zur Verfügung um ein langes und vor allem beschwerdefreies Leben führen zu können.

Da Österreich eine führende Rolle in der Erforschung der Multiplen Sklerose einnimmt, konnte sehr rasch die internationale Vernetzung über die COVID-19-Krankheitsverläufe bei MS-Patienten geschehen. Dabei hat sich gezeigt, dass Multiple-Sklerose-Erkrankte nicht zur Risikogruppe zählen. „Gerade jetzt, wo sich alle Bemühungen und Aufmerksamkeit vehement der COVID-19-Pandemie und deren Eindämmung widmen, ist es besonders wichtig, dass wir chronische Erkrankungen wie Multiple Sklerose nicht vernachlässigen oder hintanstellen“, sagt Univ.-Prof. Dr. Thomas Berger, Leiter der Wiener Universitätsklinik für Neurologie: Es liege an den Neurologinnen und Neurologen, „dass wir ebenso klar dafür Sorge tragen, dass beispielsweise die problemlose Abwicklung von Therapien und deren Monitoring funktioniert.“ Mit speziellem Augenmerk auf die gegenwärtige COVID-19-Situation sei es auch Aufgabe Unsicherheiten, Fragen oder gar Ängste in diesem Zusammenhang auszuräumen und zu gegebenenfalls individuell benötigten Hilfestellungen beratend zur Seite stehen.

„Der Welt-MS-Tag 2020 ist zweifelsohne ein ganz besonderer, da die COVID-19-Pandemie die Welt in Atem gehalten hat und bisherige Strukturen und Gewohnheiten auf den Kopf gestellt hat. Die damit verbundenen Änderungen und Belastungen haben bereits die allgemeine Bevölkerung überaus gefordert – umso mehr trifft das für Personen mit chronischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose zu“, unterstreicht Assoz. Prof. Priv. Doz. Dr. Christian Enzinger, MBA, FEAN, Leiter der MS-Ambulanz und Suppl. Leiter der Abteilung für Allgemeine Neurologie der Universitätsklinik für Neurologie in Graz. Ängste und Unsicherheiten im Hinblick auf ein eventuell erhöhtes Infektionsrisiko, Sorge vor einem erhöhten Risiko in Verbindung mit einer spezifischen medikamentösen Therapie, mangelnde Möglichkeit zur unmittelbaren Kontaktnahme mit behandelnden Therapeuten, Pflegern und Ärzten, aber auch generell der Mangel an Sozialkontakten stellten und stellen besondere Herausforderungen dar. Mittlerweile arbeiten die führenden Neurologen auch an der 4. Auflage der Österreichischen Multiplen Sklerose Bibliothek. „Wir freuen uns, dass wir damit auch den Gold-Standard in diesem Bereich formuliert haben. Diese richtet evidenzbasierte Informationen zu allen Aspekten der MS an Betroffene sowie Ärztinnen und Ärzte. Die MS-Bibliothek steht u.a. zum kostenlosen Download auf der Webseite der ÖMSG zur Verfügung“, sagten Univ.-Prof. Dr. Thomas Berger und Assoz. Prof. Priv. Doz. Dr. Christian Enzinger abschließend. (red)