Weltdiabetestag hat Arbeitswelt im Fokus   

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Diabetes im Beruf ist diesmal Thema des Weltdiabetestags am 14. November. Die Österreichische Diabetes Gesellschaft fordert mehr Inklusion für Betroffene. 

Die International Diabetes Federation (IDF) ruft dieses Jahr weltweit zu mehr Aufmerksamkeit für Menschen mit Diabetes im Arbeitsumfeld auf. „Millionen Menschen mit Diabetes stehen täglich vor Herausforderungen am Arbeitsplatz – von Vorurteilen und Diskriminierung bis hin zu psychischen Belastungen“, erläutert Gersina Rega-Kaun, erste Sekretärin der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG).

Rund 70 % aller Menschen mit Diabetes sind im erwerbsfähigen Alter, vier von fünf Personen haben bereits einen Zustand der „diabetischen Erschöpfung“ erlebt. Die ÖDG fordert daher mehr Unterstützung für Betroffene und gesundheitsfördernde Angebote. „Schaffen Sie Arbeitsbedingungen, die Menschen mit Diabetes ermöglichen, ihre Erkrankung gut zu managen“, appelliert Rega-Kaun. Flexible Pausen, Rückzugsräume für Blutzuckermessung oder Insulingabe sowie Aufklärung im Kollegium sollen ein selbstbestimmtes, gesundes Berufsleben ermöglichen.

Laut der ÖDG leben in Österreich rund 10 % der Bevölkerung mit Diabetes mellitus, also etwa 800.000 Menschen. „In Österreich gehen wir aktuell von rund zehn Prozent der Bevölkerung mit manifestem Diabetes mellitus aus”, erklärte Peter Fasching, Präsident der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG), bei einem Pressegespräch am Dienstag. „Davon sind rund 70 Prozent diagnostiziert, weitere 30 Prozent dürften an Diabetes leiden, ohne es zu wissen – das sind insgesamt etwa 800.000 Menschen. Rund 35.000 bis 40.000 Österreicher:innen haben einen Typ-1-Diabetes, was etwa fünf Prozent aller Fälle entspricht.”

Daten aus fast sieben Millionen Vorsorgeuntersuchungen (2017–2023) zeigen eine hohe Rate an Prädiabetes und erhöhten Nüchternblutzuckerwerten in der Allgemeinbevölkerung. Eine aktuelle Screening-Studie an oberösterreichischen Krankenhäusern zeigte, dass mehr als jede zweite Person (51,5 Prozent) eine Störung des Glukosestoffwechsels hatte. Die ÖDG fordert daher eine stärkere Früherkennung, etwa durch routinemäßige HbA1c-Bestimmungen bei Gesundenuntersuchungen und Krankenhausaufnahmen.

Fasching betonte auch die enormen Fortschritte in der modernen Diabetestherapie: „Die heute in den Leitlinien etablierten SGLT2-Hemmer und Incretinmimetika (GLP-1- und duale GLP-1/GIP-Rezeptoragonisten) bieten Betroffenen nicht nur einen umfassenden Organ- und Gefäßschutz, sondern ermöglichen ein Leben mit deutlich weniger Einschränkungen im Alltag.“ Hypoglykämien, häufige Blutzuckermessungen, starre Essenszeiten oder Gewichtszunahmen seien für viele nicht mehr alltägliche Belastungen. Internationale Studien wie SELECT (Semaglutid, >17.000 Teilnehmende) und SURMOUNT-1 (Tirzepatid, >2.500 Teilnehmende) belegen zusätzlich die präventive Wirkung dieser Substanzen wie 9-20 Prozent Gewichtsverlust nach zwei bis drei Jahren, 20 Prozent weniger Herz-Kreislauf-Ereignisse und bis zu 93 Prozent geringeres Risiko, einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln. „Damit ist klar“, so Fasching, „wir verfügen erstmals über Medikamente, die nicht nur behandeln, sondern verhindern, dass Menschen Diabetes oder Folgeerkrankungen entwickeln.“ (tab/rüm)