Woran es weiterhin fehlt

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2023 hat im Gesundheitswesen viele Fragen aufgeworfen und ist in einigen Bereichen Antworten schuldig geblieben. Vor allem die Beschäftigten sehen harten Zeiten entgegen.

Der Streit in der Wiener Ärztekammer, Lieferengpässe bei Medikamenten und der Finanzausgleich inklusive Gesundheitsreform werden wohl von 2023 in Erinnerung bleiben. Das für die Beschäftigten im Gesundheitssystem alles beherrschende Thema wird allerdings nach wie vor von vielen Stakeholdern verdrängt: die Personalknappheit und der daraus resultierende wachsende Druck auf die Menschen, die im Gesundheitswesen und Pflegebereich arbeiten. Stationen in Spitälern waren heuer reihenweise gesperrt, Ärzt:innen haben demonstriert und auch in Apotheken fehlt Personal.

Spricht man mit Fachleuten ist einerseits der Spardruck innerhalb der Einrichtungen eine Ursache, andererseits schlicht das fehlende Personalmanagement. Das Gesundheitswesen ist nach wie vor von Hierarchien geprägt, die sich über Jahrzehnte entwickelt haben. Dazu kommt, dass es sich weder für Home Office noch für Teilzeitvarianten wirklich eignet. Ein Krankenhaus ist ein 24 Stunden/7 Tage-Betrieb mit Wochenend- und Nachtdiensten. Das lässt sich nicht wegdiskutieren. Man darf also nicht falsche Erwartungshaltungen wecken. Die Politik will „Rahmenbedingungen verbessern“ – aber was heißt das?

Der Nachwuchsmangel ist nur ein Teil des Problems. Es verlassen mehr Menschen den Beruf als notwendig. Die Exitquoten im Gesundheitsbereich in den ersten drei Jahren sind enorm. Nur mehr Ärzt:innen oder Pflegekräfte auszubilden reicht also nicht, man muss die Leute auch begleiten, damit sie im Beruf bleiben und ihn gerne machen. Doch wie geht das? Alle jammern über die Arbeitsbedingungen, wir ändern diese aber nicht. Stattdessen reden wir die Jobs dadurch sogar schlecht. Spricht man mit Fachleuten aus dem Bereich des Human Ressource Managements sind all das Bereiche, in denen man ansetzen kann und für die es im HR-Bereich Antworten gibt. Allerdings müssen die Verantwortlichen das auch wollen. Tatsächlich blicken Politik und Management von Gesundheitseinrichtungen primär auf die Kosten und setzen gerade einmal so viel Personal ein, wie gerade nötig. Personalplanung per Excel-Liste mit optimiertem Personaleinsatz kann sich auf Dauer nicht ausgehen. (rüm)