Zwei-Klassen-Medizin auf dem Vormarsch

Ordination Praxis Hausarzt 3(c) pixabay

Aktuelle Zahlen zeigen das Verhältnis zwischen Wahl- und Kassenärzt:innen in Österreich – und, dass die ärztliche Versorgung zunehmend privatisiert wird. 

Die Zahl der Wahlärzt:innen steigt weiter, während jene der Ärzt:innen mit Kassenvertrag sinkt. Laut Daten der Statistik Austria und der Österreichischen Ärztekammer kamen im Jahr 2006 auf 10.000 Einwohner:innen noch etwa 10,1 Kassenärzt:innen, 2023 waren es nur noch 9,1 Mediziner:innen mit Kassenvertrag. Bei den Wahlärzt:innen hingegen zeichnet sich ein anderes Bild: Waren es vor 18 Jahren noch 7,9 Ärzt:innen, ist die Anzahl der Wahlärzt:innen mit 12,3 auf 10.000 Einwohner:innen im Jahr 2023 um 55,7 Prozent gestiegen, wie es das Momentum Institut in einem Bericht zusammenfasste. Besonders im Bereich der Fachmedizin ist ein starker Anstieg zu verzeichnen. Hier stieg die Zahl von 5,5 Fach-Wahlärzt:innen im Jahr 2006 auf 9,3 im Vorjahr. Im Kassenbereich sank sie von 4,9 auf 4,7 Fachärzt:innen. Im Bereich der Allgemeinmedizin ist die Entwicklung nicht ganz so dramatisch, aber dennoch deutlich: Im Jahr 2006 kamen auf 10.000 Einwohner:innen 5,1 Allgemeinmediziner:innen, 2023 waren es nur noch 4,4.

Aufgrund des schlechteren Betreuungs-Schlüssels bleibt in der Kassenmedizin noch weniger Zeit für ausführliche Patient:innengespräche. Wer es sich leisten kann, lässt sich deshalb gerne zusatzversichern. Das Momentum Institut fasste auch dazu Zahlen der Statistik Austria zusammen: Im reichsten Einkommenszehntel der österreichischen Bevölkerung sind sechs von zehn Personen zusatzversichert (Kranken- und/oder Unfallversicherung). Im ärmsten Zehntel sind es nur zwei von zehn – zeitgleich mit einer verstärkten Privatisierung in der ärztlichen Versorgung schreitet also auch die Zwei-Klassen-Medizin in Österreich weiter voran. (kagr)