Ist der Hype um neue Abnehmmittel schon vorbei? Weil Quartalsergebnisse beziehungsweise Studiendaten von Novo Nordisk und Eli Lilly unter den Erwartungen blieben, brechen die Aktienkurse ein.
Wer angesichts des Hypes um sogenannte Abnehmspritzen auf Aktienhöhenflüge bei den Herstellern gesetzt hat, muss nach Kursrekorden im Vorjahr jetzt herbe Verluste hinnehmen. So haben am Donnerstag enttäuschende Studiendaten zu einem neuen Abnehmmedikament die Quartalsergebnisse von Eli Lilly überschattet. Dabei hatte der US-Pharmakonzern dank der starken Nachfrage nach seinem Kassenschlager Zepbound seine Gewinnprognose für das Gesamtjahr am Donnerstag angehoben. Die Aktie fiel jedoch um 14,5 Prozent. In der Studie habe das Medikament Orforglipron in Tablettenform den teilnehmenden Patient:innen zwar geholfen, nach 72 Wochen im Schnitt 12,4 Prozent ihres Gewichts zu verlieren. Analyst:innen hatten sich jedoch erhofft, dass das Mittel an die Werte des Konkurrenzprodukts Wegovy von Novo Nordisk herankommt. Dieses hatte in einer Studie aus dem Jahr 2021 einen Gewichtsverlust von 14,9 Prozent erzielt.
Eli Lilly konkurriert mit dem dänischen Konzern auf dem rasant wachsenden Markt für Abnehmmedikamente, der Schätzungen zufolge bis Anfang der 2030er Jahre auf 129 Milliarden Euro anwachsen könnte. Im zweiten Quartal erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 15,56 Milliarden Dollar und übertraf damit die Analystenschätzungen. Der bereinigte Gewinn lag mit 5,68 Milliarden Dollar ebenfalls klar über den Markterwartungen. Überzeugt hat das die Anleger:innen offenbar aber nicht. In den vergangenen 12 Monaten hat die Aktie des Shootingstars der Pharmaindustrie fast 22,5 Prozent an Wert verloren.
Noch dramatischer trifft es den dänischen Pharmakonzern Novo Nordisk. Die Aktie hat in den vergangenen 12 Monaten fast 61 Prozent an Wert verloren. Am Donnerstag gab es allerdings ein Plus von 11,1 Prozent. Der Konzern hat nämlich angekündigt, nach einer Gewinnwarnung in der vergangenen Woche Kosten senken und sich bei seinen Geschäften mehr fokussieren zu wollen. Am Donnerstag hat auch der Österreicher Maziar Mike Doustdar die Führung des Konzerns übernommen, der durch Abnehmmedikamente wie Wegovy und Ozempic einen Boom erlebte, nun aber mit der Konkurrenz von Nachahmerprodukten kämpft. Im zweiten Quartal steigerte Novo Nordisk, das im vergangenen Jahr zum wertvollsten Unternehmen Europas aufgestiegen war, den Umsatz zwar um 18 Prozent auf 10,3 Milliarden Euro, verfehlte damit jedoch die Erwartungen von Analyst:innen. Auch das operative Ergebnis (EBIT) bliebt trotz einem Plus von 29 Prozent unter den Erwartungen. Besonders der US-Konkurrent Eli Lilly setzt Novo Nordisk massiv unter Druck. Dessen Abnehmmittel Zepbound hat Wegovy bei den wöchentlichen Verschreibungen in den USA, dem mit Abstand größten und profitabelsten Markt, inzwischen überholt. (red/APA)