Abnehmspritzen: Warnung vor Fälschungen  

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Der Boom, Diabetesmedikamente als Abnehmprodukte einzusetzen, bringt den Herstellern Milliardenzuwächse. Die Apothekerkammer warnt aber vor Trittbrettfahrern.

Mühelos und schweißfrei abnehmen durch Medikamente? Dieses verlockende Versprechen wird derzeit medial und in sozialen Medien intensiv diskutiert. Auch weil prominente Persönlichkeiten spezielle Medikamente wie „Ozempic“ oder „Wegovy“ öffentlich als Abnehm- und Schlankheitsmittel für jedermann angepriesen haben, hat sich in vielen Ländern die Nachfrage nach Arzneimitteln, die Glucagon like Peptide-1-Rezeptoragonisten (GLP-1-RA) wie Semaglutid enthalten, vervielfacht. Aus Sicht der Österreichischen Apothekerkammer ist diese Entwicklung aus verschiedenen Gründen bedenklich.

Medikamente dieser Wirkstoffklasse seien derzeit in der EU nur zur Mono- oder Kombinationstherapie von Diabetes mellitus Typ 2 (z.B. „Ozempic“) oder zur Gewichtsreduktion bei Adipositas-Patient:innen bzw. bei Übergewicht mit gewichtsbedingten Gesundheitsproblemen (z.B. „Wegovy“) zugelassen. Semaglutid wirkt ähnlich wie GLP-1, ein im Darm gebildetes Hormon. Es erhöht die Menge des von der Bauchspeicheldrüse als Reaktion auf Nahrung freigesetzten Insulins und senkt den Blutzucker. Gleichzeitig bewirkt es auch ein gesteigertes Sättigungsgefühl, abgeschwächtes Hungergefühl und weniger Heißhungerattacken. GLP-1-RA wurden von der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) jedoch nicht als Mittel zur Gewichtsreduktion bei gesunden Personen zugelassen. Eine unkontrollierte Anwendung ohne Indikation kann zu zahlreichen Nebenwirkungen führen.

Die massiv gestiegene Nachfrage nach dieser Medikamentenklasse bedrohe zudem wie berichtet die zuverlässige Versorgung von Diabetes-Patient:innen – also jener Personengruppe, für die diese Therapeutika entwickelt wurden und die darauf angewiesen ist. Derzeit sind einige dieser Medikamente nur eingeschränkt oder gar nicht mehr lieferbar. Laut den Herstellern übersteigt die aktuelle Nachfrage die Produktionskapazitäten deutlich. Ein akuter, ärztlich nicht geplanter Therapieabbruch einer laufenden GLP-1-RA-Therapie kann für Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 sehr ungünstige gesundheitliche Folgen haben. Die Österreichische Diabetesgesellschaft (ÖDG) hat darum jüngst in einer Stellungnahme vor einer weiteren Zuspitzung der Versorgungslage gewarnt und an die Ärzteschaft appelliert, von jeglicher nicht indikationskonformer Verschreibung dieser Medikamente Abstand zu nehmen.

Derzeit würden zudem im Internet Fakeshops aus dem Boden sprießen, die vermeintliche Schlankheitsmittel illegal anbieten. Alleine der Organisation „Watchlist Internet“ wurden in den vergangenen Wochen fast 20 gefälschte „Internetapotheken“ gemeldet, berichtet die Apothekerkammer. Das Risiko, nichts oder eine möglicherweise gefährliche Fälschung für sein Geld zu erhalten, sei deshalb sehr groß. (red)