Amerika in der Corona-Falle – Millionen verlieren die Krankenversicherung

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Wegen des enormen Anstiegs der Arbeitslosigkeit in den USA könnten einer Studie zufolge fast 27 Millionen Menschen jetzt ihre Krankenversicherung verlieren. Die Medizinzeitschrift „The Lancet“ kritisiert Präsident Trump ungewohnt hart.

Die US-Seuchenbehörde CDC meldete am Wochenende bereits fast 90.000 Todesfälle in den USA. Die Zahl der neu Infizierten liegt bei über 1,4 Millionen. Die Zahlen seien aber vorläufig und nicht von den einzelnen Bundesstaaten bestätigt, erklärt die Behörde. Die USA haben rund 327 Millionen Einwohner. Bis zu 27 Millionen davon könnten nun ihre Krankenversicherung verlieren. Der Grund dafür ist, dass die meisten Menschen dort über den Arbeitgeber krankenversichert sind, wie eine Studie der Kaiser Family Foundation erklärt. Nach dem Verlust eines Jobs in den USA endet das Versicherungsverhältnis daher oft sehr schnell – oder Arbeitnehmer können es sich schlicht nicht leisten, die Police für sich und mitversicherte Familienangehörige privat weiter zu bezahlen. Die USA sind praktisch das einzige entwickelte Industrieland ohne eine allgemeine staatliche Krankenversicherung. Unter dem ehemaligen Präsidenten Barack Obama wurde die Krankenversicherung aber deutlich ausgeweitet. Die Zahl der Menschen ohne jeglichen Versicherungsschutz fiel von rund 46 Millionen im Jahr 2010 auf rund 28 Millionen acht Jahre später. Präsident Donald Trump, der sich im November um eine zweite Amtszeit bewirbt, will die sogenannte „Obamacare“ allerdings abschaffen.

Dafür will Trump die USA für Epidemien in der Zukunft wappnen. „Ich bin entschlossen, dass Amerika voll und ganz auf alle künftigen Ausbrüche, von denen wir hoffen, dass es keine geben wird, vorbereitet sein wird“, sagte Trump. Der nationale Vorrat beispielsweise an Masken werde dramatisch aufgestockt, kündigte Trump an. Nie wieder werde ein Präsident leere Regale oder abgelaufene Produkte erben, versprach er. Kritiker werfen Trump vor, selbst nicht energisch genug auf die Krise reagiert zu haben. Trump hatte am Freitag im Weißen Haus die „Operation Warp-Geschwindigkeit“ präsentiert, mit der bis Jahresende ein Impfstoff gegen das Corona-Virus gefunden werden soll.

Das renommierte britische Wissenschaftsmagazin „The Lancet“ hat das Vorgehen von US-Präsident Trump in der Coronakrise indes kritisiert und indirekt zu dessen Abwahl aufgerufen. Trumps Regierung sei „besessen von Allheilmitteln – Impfstoffen, neuen Medikamenten oder einer Hoffnung, dass das Virus einfach verschwinden wird“, hieß es in einem Kommentar am Samstag. Im Kampf gegen das Virus habe die Trump-Regierung die Gesundheitsbehörde CDC an den Rand gedrängt. „Amerikaner müssen im Jänner 2021 einen Präsidenten ins Weiße Haus schicken, der versteht, dass öffentliche Gesundheit nicht von Parteipolitik gesteuert werden sollte.“ In dem Meinungsbeitrag des Magazins hieß es weiter, die Pandemie verschlimmere sich in den USA. Kritik übte das Magazin auch an Trumps Ankündigung, mitten in der Pandemie die Zahlungen an die Weltgesundheitsorganisation WHO auszusetzen. (APA)