Analyse bestätigt psychische Belastungen bei Kindern

© BMASGPK / Klara Hirschbüchler

Die Uni Innsbruck analysierte das Projekt „Gesund aus der Krise“ für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Das Projekt wird verlängert, allerdings sind noch Punkte offen.

Die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Österreich hat sich in den vergangenen Jahren messbar verschlechtert. Sorgen um gesellschaftspolitische Entwicklungen, Gewalt, Kriege, Klimakrise und die Wirtschaftskrise betreffen nicht nur Erwachsene. Sie beeinflussen neben den typischen Jugendthemen auch die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Das Mental-Health-Projekt „Gesund aus der Krise“ hilft aber offenbar nachweislich, wie aus der neuen Evaluierung der Universität Innsbruck (Institut für Psychologie) hervorgeht. Demnach fühlen sich 93 Prozent nach der Behandlung besser, berichtete Gesundheitsministerin Korinna Schumann (SPÖ) am Freitag.

Kern des Projektes ist die rasche, wohnortnahe, qualitätsgesicherte, einfache und kostenfreie Zuweisung zu klinisch-psychologischer, gesundheitspsychologischer, psychotherapeutischer bzw. musiktherapeutischer Beratung und Behandlung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen bis 21 Jahren. „Gesund aus der Krise“ hat seit 2022 bereits rund 50.000 Kindern und Jugendlichen – unterschiedlichen Alters und Geschlechts sowie unterschiedlicher soziodemografischer Hintergründe – einen Zugang zu psychischer Hilfe ermöglicht. Bei fast der Hälfte der Klient:innen ermöglichte „Gesund aus der Krise“ eine Behandlung, die ohne das Programm finanziell für die Betroffenen oder ihre Familien nicht leistbar wäre.

Schumann: „Gesund aus der Krise kommt dort an, wo es dringend gebraucht wird. Die Ergebnisse zeigen uns, wie tief die Sorgen unserer Kinder reichen – und wie sehr wir ihnen Halt geben können, wenn Hilfe rechtzeitig und barrierefrei ankommt. Kein Kind und kein junger Mensch soll mit Angst, Überforderung oder Einsamkeit allein bleiben müssen. Es ist unsere Aufgabe als Gesellschaft, ihnen Zuversicht zurückzugeben – und genau das gelingt diesem Projekt jeden Tag.“ Kriege, der Klimawandel, Armut oder Krankheiten seien Themen, die uns alle beschäftigen, aber ganz stark auch unsere Kinder und Jugendlichen, sagte Barbara Haid, Präsidentin des Bundesverbands für Psychotherapie (ÖBVP). Die Jungen machen sich auch viel Sorgen um ihre Eltern und Angehörigen, betonte sie. „Gesund aus der Krise“ wird mit 35 Millionen Euro aus dem Gesundheitsministerium bis Mitte 2027 verlängert. Damit werde mindestens weiteren 30.000 jungen Menschen Unterstützung ermöglicht, sagte Schumann.

Wenn jemand Hilfe brauche, genüge ein Anruf oder E-Mail oder Formular im Netz auszufüllen, erläuterte Beate Wimmer-Puchinger, Präsidentin des Bundesverbandes Österreichischer Psycholog:innen (BÖP). Dann werde nachgeschaut, wo wohnortnah Psycholog:innen oder Therapeut:innen zur Verfügung stehen und innerhalb von zehn Tagen werde geholfen. Laut der aktuellen Evaluierung des Instituts für Psychologie der Universität Innsbruck wurden im Durchschnitt elf Behandlungseinheiten im Einzelsetting in Anspruch genommen. Im Vergleich zum Jahr 2022 wurden zunehmend auch mehr Burschen erreicht, 41 Prozent der Klienten waren zuletzt männlich. 35 Prozent aller Teilnehmenden haben Migrationshintergrund. 32 Prozent der betreuten Kinder und Jugendlichen hatten zu Behandlungsbeginn Hinweise auf depressive Verstimmungen gezeigt, 51 Prozent hatten eine niedrige Lebenszufriedenheit.

Die häufigsten diagnostischen Bereiche umfassen dabei neurotische Belastungs- und somatoforme Störungen, Verhaltens- und emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend sowie affektive Störungen bis hin zur Depression. Diese spiegeln wieder, womit Kinder und Jugendliche heute ringen: Angst, Überforderung, innere Unruhe, Erschöpfung und ein Mangel an Perspektive, gekoppelt mit großem Leistungs- und Erwartungsdruck. Auch das zeigt sich im „Gesund aus der Krise“ Evaluierungsbericht.

Für die Bundesjugendvertretung (BJV) greift die Förderung bis Mitte 2027 zu kurz – sie fordert neben dem Projekt „Gesund aus der Krise“ flächendeckend ausreichende Kapazitäten in der Psychotherapie sowie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und eine vollständige Kostenübernahme dieser Angebote durch alle Krankenkassen. Die psychische Gesundheit junger Menschen dürfe in Zukunft aber nicht mehr von Projekt zu Projekt gereicht werden. Das Ziel muss sein, jetzt an einer flächendeckenden kassenfinanzierten Versorgung zu arbeiten, betont BJV-Vorsitzende Lejla Visnjic. Der Gesundheitssprecher der Grünen, Ralph Schallmeiner, freut sich über den Erfolg des unter Grüner Regierungsbeteiligung gestarteten Projekts, fordert aber einen konkreten Plan, mit dem das Projekt endlich in die Regelfinanzierung übernommen wird. (rüm)