Arzneimittel-Preise: So wirken sich Trump-Pläne bei uns aus

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US-Präsident Donald Trump will die Pharmaindustrie zur Produktion in den USA zwingen. Gleichzeitig drückt er die Preise und droht nun mit 250 % Zoll. Das könnte auch Folgen für Europa haben.

Donald Trump hat Medikamentenherstellern mittelfristig mit Strafzöllen von bis zu 250 Prozent gedroht. „Wir wollen, dass Arzneimittel in unserem Land hergestellt werden“, sagte Trump am Dienstag dem US-Sender CNBC. „Wir werden zunächst einen kleinen Zoll auf Arzneimittel erheben, aber in einem Jahr, maximal anderthalb Jahren, wird er auf 150 Prozent steigen und dann auf 250 Prozent“, sagte Trump weiter. Er warf insbesondere der Schweiz vor, „ein Vermögen mit Arzneimitteln zu machen“, die teuer in den USA verkauft würden. Auch in China oder Irland würden Medikamente für die USA hergestellt. Da Trump seinen Kurs immer wieder ändert, herrscht weiter Unsicherheit in der Branche.

Im Mai hatte Trump wie berichtet ein Dekret unterzeichnet, das die Preise für rezeptpflichtige Medikamente in den USA um bis zu 90 Prozent senken soll. Zugleich kritisierte er das „sozialistische Gesundheitssystem in Deutschland“, das mit zur schwierigen Lage in den USA beigetragen habe. Trump wirft Pharmakonzernen vor, „ihre Produkte stark zu rabattieren, um Zugang zu ausländischen Märkten zu erhalten“ – etwa in Deutschland und anderen EU-Ländern. Die entgangenen Erlöse holten sie dann durch „extrem hohe Preise“ in den USA wieder herein. Zukünftig soll sich der Preis eines Medikaments in den USA an dem Preis im günstigsten Industrieland orientieren.

In den USA gibt es bislang keine zentrale staatliche Regulierung für die Medikamentenpreise. Die Pharmaindustrie entscheidet weitgehend darüber, wie viel Arzneien kosten, während der Staat nur begrenzt Einfluss darauf hat. Die US-Preispolitik könnte die größere Bedrohung für die Pharmabranche sein als Zölle, erklären Beobachter:innen. Zwar sind die USA sind der größte Exportmarkt für die europäische Branche, noch größere Bedeutung hat der US-Markt aber für die Gewinne. 2022 waren die Preise für verschreibungspflichte Arzneimittel in den USA durchschnittlich fast 2,8-mal so hoch wie in 33 anderen OECD-Ländern. Macht Trump ernst, könnten die Entwicklung auch Folgen für die Preissituation in Europas Apotheken haben. (red)