Arzneimittelproduzenten fordern Teuerungsausgleich

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Die heimischen Pharmahersteller sehen sich steigenden Kosten bei sinkenden Erlösen ausgesetzt. Sie fordern nun Preiserhöhungen.

Die heimischen Arzneimittelhersteller sehen sich einem zunehmenden Druck ausgesetzt: Vor allem bei patentfreien Arzneimitteln sei es herausfordernd, diese in Österreich wirtschaftlich herzustellen, machte am Freitag die Interessensvertretung Pharmig im Rahmen einer Pressekonferenz auf die Lage der Arzneimittelhersteller aufmerksam. Schließlich sei Österreich bei den patentfreien Produkten im EU-Vergleich Niedrigpreisland, wobei die Preise gesetzlich gedrückt würden. „Arzneimittel werden immer billiger, obwohl alles andere von Jahr zu Jahr teurer wird. Das hat schon in der Vergangenheit manche Unternehmen gezwungen, sich mit einzelnen Produkten aus der Versorgung zurück ziehen zu müssen. Denn bei den niedrigen Preisen, die in Österreich bei patentfreien Arzneimitteln herrschen, wird es für manche zur Überlebensfrage, ob sie ein Produkt weiter auf dem Markt halten oder dessen Herstellung und Vertrieb gänzlich einstellen“, sagte Bernhard Wittmann, Sigmapharm Geschäftsführer und Pharmig-Vizepräsident.

Der Vergleich des Verbraucherpreisindex mit dem Medikamentenpreisindex seit 1996 zeige folgenden Unterschied auf: Während andere Preise seit 1996 durchschnittlich von 10 Euro auf 15,68 Euro gestiegen sind, fiel der Medikamentenpreis im gleichen Zeitraum von 10 Euro auf 6,17 Euro – ein Preisrückgang, der durch Kosteneinsparungen nicht mehr zu kompensieren sei. Vor allem bei den hohen Energiekosten und der hohen Inflation stünden die Hersteller unter Druck.

„Wir brauchen im patentfreien Bereich eine Angleichung der Arzneimittelpreise an die Inflation. Man muss nicht Betriebswirtschaft studiert haben, um sich ausrechnen zu können, dass ein Unternehmen trotz Kostenoptimierungen nicht sehr lange überleben kann, wenn die Produktionskosten und die gestellten Anforderungen so stark und laufend steigen, aber sich die Preise für das eigene Produkt, wenn überhaupt, nur nach unten bewegen“, erklärte Ilse Bartenstein, Geschäftsführerin der G.L. Pharma und Obfrau der WKÖ-Sparte Pharma. „Man will österreichische Medikamente zu indischen Preisen“, veranschaulichte sie die Rahmenbedingungen.

Ähnlich argumentiert auch Katherina Schmidt, Geschäftsführerin von Montavit: „Wir können die Versorgung mit Arzneimitteln nur dann gewährleisten, wenn das auch wirtschaftlich möglich ist. Das heißt: adäquate Preise statt beständig hohem Preisdruck, wie er bisher aufgrund der gesetzlichen Preisregelungen ausgeübt wurde.“ In Österreich gibt es 22 Forschungsstandorte, 40 Produktionsstätten und 56 Hauptstandorte. Rund die Hälfte der pharmazeutischen Unternehmen in Österreich haben weniger als 10 Beschäftigte. Etwas mehr als 40 Prozent beschäftigen bis zu 250 Mitarbeiter:innen und nur ein Zehntel sind Großunternehmen. Dennoch hat die pharmazeutische Industrie in Österreich insgesamt rund 18.000 Beschäftigte. (red/APA)