Generika-Unternehmen weisen auf Versorgungssicherheit hin

(c) Stefan Seyfert

Die Corona-Pandemie hat die Bedeutung von Versorgungssicherheit verdeutlicht und Schwächen in den Lieferketten offenbart. Der heimische Generikaverband pocht nun darauf, Europas Lieferketten resilienter zu machen.

Auch ohne Pandemie wächst das Problem der Lieferengpässe bei Medikamenten. Zwischen 2000 und 2018 haben sich die Medikamentenlieferengpässe in der EU verzwanzigfacht, hieß es am Dienstag bei einer Pressekonferenz des Österreichischen Generikaverbandes (OeGV), in dem Hersteller zusammengefasst sind. Es brauche eine effiziente, europaweite Pharma-Strategie, in der die Lieferketten resilienter gestaltet werden. Dafür müssen auch wichtige Lehren aus der Covid-19-Krise, wie die evident gewordenen hohen Importabhängigkeiten von China und Indien genutzt werden, um auch in Zukunft einen gesicherten Zugang zu Medikamenten zu gewährleisten, sagte OeGV-Präsident Wolfgang Andiel. Eine Rolle sollen dabei Generika spielen.

„Generika leisten einen wesentlichen Beitrag zur Versorgung. Insbesondere die drohende Verknappung von ICU-Medikamenten am Beginn der Corona Pandemie hat dieses Problem recht deutlich vor Augen geführt. Es war die europäische Generika-Industrie, die durch Erhöhung ihrer Produktionskapazitäten diesen Versorgungsengpass abwenden konnte“, betonte Andiel. Generika stehen für die meisten chronischen Volkskrankheiten zur Verfügung. So sind etwa 59 % aller Verordnungen bei Herz-, Kreislauferkrankungen Generika. Auch die Europäische Arzneimittelstrategie trägt dem Rechnung und setzt sich für die Förderung des Zugangs der Patienten zu erschwinglichen Arzneimitteln, die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des Sektors, die Gewährleistung von resilienten Lieferketten in Krisenzeiten und einer Sicherung der Position der EU am Weltmarkt ein.

Um die vorhandenen Einsparungspotentiale, Wertschöpfung, Arbeitsplätze und Möglichkeiten zur Sicherung eines nachhaltigen Gesundheitssystems tatsächlich umzusetzen, brauche es die richtigen Rahmenbedingungen, betonte der Generikaverband. Dazu gehören neben der Planungssicherheit für Unternehmen und einer generikafördernde Standortpolitik auch die Fortführung der bestehenden Preis- und Erstattungsregelungen für Generika, um Raum für Wettbewerb zu schaffen und gleichzeitig einseitige und überschießender Eingriffe zu vermeiden. Weitere wichtige Rahmenbedingungen sind die Absicherung der ökonomischen Therapiepfade im patentfreien Segment mit Flexibilisierung der Preisbildung durch Index-Anpassung von niedrigen Arzneimittelpreisen sowie nicht zuletzt echte Generikaförderung auf allen Versorgungsebenen.

Österreichs Generikabranche beschäftigt zusammen 5.700 Menschen und macht 2,1 Mrd. Euro Umsatz. Nimmt man alle indirekten Arbeitsplätze dazu, werden von der Branche in Österreich 16.642 Arbeitsplätze abgesichert und ein gesamtwirtschaftlicher Umsatz von 3,79 Mrd. Euro ausgelöst, ließ sich der Generikaverband vom Industriewissenschaftlichen Institut (IWI) errechnen. Generika tragen dabei zur Verringerung der Gesundheitskosten bei. Dabei gebe es aber noch viel Luft nach oben, denn in Österreich entfallen erst 52 Prozent des patentfreien Marktes auf Generika, in Großbritannien seien es 65 Prozent, in Deutschland sogar 78 Prozent. Mit Generika könnten in der EU etwa doppelt so viele Patienten für das gleiche Geld behandelt werden, so die Interessensvertretung. (red)