Corona-Krise: So sichert der Großhandel die Arzneimittel-Versorgung

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Während Deutschland und die Schweiz Medikamente kontingentieren, versichert der österreichische Arzneimittel-Vollgroßhandel, dass man ausreichende Lagerkapazitäten habe und konsequent die Medikamentenversorgung im Land verfolge, um rasch reagieren zu können. Auch hierzulande kommt es aber teilweise zu Bevorratungen.

„Aktuell sind genügend Arzneimittel in den 23 Großhandels-Standorten in ganz Österreich gelagert, um benötigte Medikamente möglichst schnell an die Apotheken liefern zu können”, erklärt der Präsident des Großhandelsverbandes PHAGO, Andreas Windischbauer. Zuletzt haben statt 400.000 Menschen täglich bis zu 700.000 Menschen die Apotheken aufgesucht. Um schnell reagieren zu können, beobachten die PHAGO-Betriebe genau, wie sich die Lagerstände entwickeln. Anders die Lage in Nachbarstatten: Deutschlands oberste Arzneimittelbehörde hat im Zuge der Corona-Krise eine begrenzte Lagerhaltung von Medikamenten bei Apotheken und Großhändlern angeordnet. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erklärte, es gebe verstärkt eine „übermäßige Bevorratung bei einzelnen Marktteilnehmern mit Arzneimitteln“, die zu einer Ungleichverteilung führe. Nach einem Ansturm bei den Apotheken werden auch in der Schweiz bestimmte Medikamente rationiert. Ab sofort dürfe nur noch eine Packung pro Einkauf abgegeben werden, teilte die Regierung mit. Eine spezielle Regelung gilt für chronisch Kranke: Auf Verschreibung des Arztes darf der Bedarf von bis zu zwei Monaten gedeckt werden.

Die Österreichische Apothekerkammer hat indes die Bevölkerung ersucht Sicherheitsmaßnahmen zu beachten, damit man „die in sie gesetzten Erwartungen in Bezug auf Beratung und Hilfe weiterhin auf die gewohnt professionelle Weise erfüllen kann.“ Dazu gehöre ein Sicherheitsabstand von zwei Metern zu anderen Personen und das Warten vor der Eingangstür, sagte Christian Wurstbauer, Vizepräsident der Apothekerkammer. Die Apotheken würden alle Vorkehrungen treffen, um einen geregelten und sicheren Besuch zu gewährleisten. So arbeiten etwa viele Apotheken in Teams, die einander nach einem vorgegebenen Plan abwechseln, und nicht miteinander in Kontakt kommen. Tritt in einem der Teams ein Krankheitsfall auf, kann das andere einspringen. Wurstbauer: „Die Coronakrise zeigt die immense Wichtigkeit der österreichischen Apotheken für die Bevölkerung als erste Anlaufstelle in allen Gesundheitsfragen.“

Doch auch hierzulande kam es zu Bevorratungen, berichtet der Großhandel. Die zehn verordnungsstärksten therapeutischen Arzneimittel-Gruppen verzeichneten demnach im Zeitraum zwischen dem 12. und 17 März im Vergleich zum Vorjahr folgende Steigerungen:

  • Schmerz-Medikamente: + 228 %
  • Mittel zur Behandlung koronarer Herzkrankheiten: + 149 %
  • Antidiabetika: + 137 %
  • Mittel zur Regulierung des Blutdrucks: + 135 %
  • Cholesterinsenker: + 135 %
  • Psychopharmaka (Psycholeptika sowie Psychoanaleptika): + 113 %
  • Antibiotika: + 92 %

Die Betriebe des Arzneimittel-Vollgroßhandels haben folgende konkrete Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der Arzneimitteversorgung umgesetzt:

  • Kurzfristige Mobilisierung aller Mitarbeiter für den Einsatz in den PHAGO-Lagern. Zur Spitzenzeit am Freitag (13.3.) haben die Beschäftigte in einem Drei-Schicht-Betrieb bis 3:30 Uhr in der Früh gearbeitet, um die Apotheken-Bestellungen zu erfüllen.
  • Zusätzlicher Einsatz von Soldaten des Bundesheeres, um die kontinuierliche Belieferung durch den Großhandel sicher zu stellen.
  • Lieferprobleme durch die Grenzschließungen wurden in Zusammenarbeit mit den Behörden gelöst, sodass Arzneimittel-Transporte durchkamen.
  • Zusätzliche Einrichtung von Lagerstandorten zur Risikoabsicherung.
  • Extra Sicherheitsvorkehrungen für die Beschäftigten hochkritischer Bereiche (Logistik, Wareneingang sowie Fahrer).