Darmbakterien: Neue Studie zu Obst und Gemüse

(c) Pixabay

Eine Grazer Studie konnte erstmals nachweisen, wie eine gesunde Ernährung im Kindesalter das weitere Leben beeinflusst.

Das Sprichwort „Du bist, was du isst“ konnte kürzlich von einem Forschungsteam aus Graz mit Beweisen untermauert werden: Den Forscher:innen Wisnu Adi Wicaksono, Gabriele Berg und ihren Kolleg:innen vom Institut für Umweltbiotechnologie der TU Graz ist es gelungen, erstmals einen Zusammenhang zwischen Obst- und Gemüseverzehr und dem Mikrobiom im Darm nachzuweisen. Ihre Metastudie zeigt, dass das Essen von Obst und Gemüse positiv zur Bakteriendiversität im menschlichen Darm beiträgt. Eine spannende Erkenntnis, denn bisher war nur bekannt, dass das menschliche Mikrobiom, also die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die den Darm besiedeln, zum Großteil über das mütterliche Mikrobiom auf Babys übertragen sowie mit der Muttermilch weitergegeben wird. Die Ergebnisse ihrer Metastudie wurden im Journal Gut Microbes publiziert.

Konkret konnten die Forscher:innen nachweisen, dass die Häufigkeit des Obst- und Gemüseverzehrs und die Vielfalt der verzehrten Pflanzen die Menge der obst- und gemüse-assoziierten Bakterien im menschlichen Darm beeinflusst – insbesondere die frühe Kindheit stellt laut Studie ein Zeitfenster für die Besiedlung mit pflanzenassoziierten Bakterien dar. Auch die probiotischen und gesundheitsfördernden Eigenschaften von Mikroorganismen pflanzlichen Ursprungs konnten in der Metastudie aufgezeigt wurden. Aufgrund der Studienergebnisse vermuten die Forscher:innen, dass Obst und Gemüse besonders im Babyalter einen positiven Einfluss auf die Entwicklung des Immunsystems in den ersten rund drei Lebensjahren hat, da sich in dieser Zeit das Darmmikrobiom entwickelt. Aber auch danach sei eine gute Diversität an Darmbakterien förderlich für Gesundheit und Widerstandsfähigkeit. „Es beeinflusst einfach alles. Diversität beeinflusst die Widerstandsfähigkeit des ganzen Organismus. Höhere Diversität vermittelt mehr Resilienz“, sagte Institutsleiterin Gabriele Berg.

Für die Metastudie hat das Team aus Graz einen Katalog mit Mikrobiomdaten aus Früchten und Gemüse erstellt, um so deren Bakterien zuordnen zu können. Diese glichen sie mit öffentlich verfügbaren Daten aus zwei Studien zur Darmflora ab. Insgesamt standen den Forscher:innen dadurch Metagenom-Daten aus rund 2.500 Stuhlproben zur Verfügung, jede davon enthielt zwischen ein und zehn Millionen Sequenzen – ausgewertet wurden also mehrere Milliarden Sequenzen. Anhand dieses umfangreichen Datensatzes ließ sich das Vorhandensein der Obst- und Gemüse-Mikroflora im Darm nachweisen. Dieser Nachweis sei laut TU ein entscheidender Baustein für den Beweis des „One Health“-Konzeptes der WHO, das die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt eng miteinander verknüpft. Berg arbeitet nun auch am von der EU geförderten Projekt HEDIMED, um den entdeckten Zusammenhang weiter zu erforschen. Gemeinsam mit internationalen Kolleg:innen sollen bei einer Interventionsstudie Menschen auf drei Kontinenten für einen gewissen Zeitraum das Gleiche essen und danach deren Ausscheidungen analysiert werden. (kagr/APA)

Service: Publikation