Depressionen: Leistbarer Zugang zu Behandlung gefordert

© anaumenko – stock.adobe.com

Psycholog:innen fordern die Gleichstellung psychischer Gesundheit mit körperlicher Gesundheit und Maßnahmen zur Prävention.  

Rund 730.000 Österreicher:innen leiden an Depressionen, die damit hierzulande genauso wie weltweit zu den häufigsten psychischen Erkrankungen zählen. Dennoch würden Depressionen unterschätzt, auch tabuisiert, und es mangele an leistbarem Zugang zur Behandlung für alle Betroffenen. Darauf macht der Berufsverband Österreichischer Psychologinnen und Psychologen (BÖP) anlässlich des Europäischen Tages der Depression am 5. Oktober aufmerksam. 

„Depression ist eine sehr ernste Erkrankung, und für den Erfolg der Behandlung ist es entscheidend, erste Anzeichen frühzeitig zu erkennen, die sich häufig auch schon im schulischen Kontext zeigen“, sagte BÖP-Präsidentin Beate Wimmer-Puchinger. Auch müsse man endlich offen über Depressionen sprechen, um Tabus zu durchbrechen, Behandlungen zu ermöglichen, die für alle leistbar sind, und um präventive Maßnahmen setzen zu können. Außerdem wichtig sei, die psychische Gesundheit der körperlichen Gesundheit gleichzustellen. Wimmer-Puchinger: „Denn klar ist, dass es ohne psychische Gesundheit keine Gesundheit gibt.“

Zu den zentralen Risikofaktoren für Depressionen, von denen Frauen doppelt so häufig betroffen sind wie Männer, zählen etwa eine beeinträchtigte psychische Entwicklung und ein geringes Selbstwertgefühl. Auch belastende oder traumatisierende familiäre Beziehungen, der Verlust nahestehender Bezugspersonen sowie vielfältige Stressbelastungen können zu der ernsthaften psychischen Erkrankung führen. Im Jugendalter erhöht ein häufiger und unregulierter Konsum von Social Media das Risiko für Depressionen.

Depressionen betreffen Menschen aller Altersgruppen, Frauen dabei häufiger als Männer. Laut der letzten österreichischen Gesundheitsbefragung berichteten 5,7 % der Männer und 9,2 % der Frauen, innerhalb der vergangenen zwölf Monate an Depressionen gelitten zu haben. Bei 77,9 % der Betroffenen erfolgte die ärztliche Diagnose. Besonders auffällig sind die Unterschiede zwischen den Geschlechtern und Altersgruppen: Während im jungen Erwachsenenalter vergleichsweise wenige Menschen betroffen sind (Männer: 3,2 %, Frauen: 4,6 %), steigt der Anteil im höheren Alter deutlich an (Männer: 7,4 %, Frauen: 14,2 %). Depressive Störungen sind jene Erkrankung, die bei unter 19-Jährigen den größten Verlust an gesunden Lebensjahren unter allen psychiatrischen Störungen verursachen. In Österreich berichten rund 20 bis 25 % der Kinder und Jugendlichen bis zum 18. Lebensjahr von psychischen Beschwerden, bei 3 bis 10 % wird eine Depression vermutet, berichtet Gesundheitsministerin Korinna Schumann (SPÖ). (sst/rüm)