Diese Beratung wünschen sich Frauen

frau schmerz(c) pixabay

Die Mehrheit der Frauen leidet während der Menstruation unter Schmerzen, fast ein Drittel nimmt deshalb Medikamente. Viele wünschen sich Beratung, zeigt eine Umfrage.

Die Monatsblutung ist in Österreich nach wie vor ein Tabuthema, wie eine aktuelle Umfrage zeigt. Leidtragende sind Mädchen und Frauen, die sich mit ihren Beschwerden oft allein gelassen fühlen. Laut der Befragung der Organisation Plan International leiden 69 Prozent an Unterleibsschmerzen und Krämpfen, fast jede dritte Frau (30 %) nimmt deshalb Schmerzmittel zu sich. Knapp die Hälfte sucht wegen der Beschwerden ärztlichen Rat, wobei allerdings jede vierte Befragte angibt, mit der Beratung unzufrieden zu sein und sich nicht ernst genommen zu fühlen. 43 Prozent geben an, dass im Zuge der ärztlichen Beratung nur ein Schmerzmittel verschrieben wird, andere Beschwerden aber nicht weiter besprochen werden.

Und das, obwohl über 40 Prozent während der Menstruation unter psychischen Verstimmungen wie Gereiztheit, aufgebläht sein, Kraftlosigkeit, Schlappheit und Müdigkeit sowie Kopf- und Rückenschmerzen leiden. Trotzdem greifen nur 27 Prozent der Befragten zu anderen schmerzlindernden Mitteln wie Tees, Wärmflasche, Entspannungsbad, homöopathische Mittel und ähnliches. Hier gibt es also Aufholbedarf bei der Beratung. Das zeigt auch folgendes Umfrageergebnis: Ganze 71 Prozent der Befragten schränkt aufgrund von Unwohlsein und Schmerzen während der Periode Aktivitäten ein, elf Prozent mussten sich schon einmal deswegen im Job krankmelden – dass diese Zahl vergleichsweise relativ gering ist, könnte an dem gesellschaftlichen Tabu liegen. Denn laut Umfrage empfinden es 78 Prozent als (sehr) unangenehm sich aufgrund ihrer Periode im Job krank zu melden und jede Dritte befürchtet bei einer Krankmeldung Unverständnis oder negative Konsequenzen.

Eine Enttabuisierung könnte außerdem auch gesundheitliche Risiken verringern, denn 17 Prozent zögern den Wechsel von Tampons, Binden oder Slipeinlagen bewusst hinaus, was das Risiko einer Infektion und des Toxischen Schocksyndroms steigert. Grund dafür ist einerseits der Mangel an öffentlich zugänglichen und hygienischen Toiletten sowie der Mangel an leistbaren – oder im besten Fall kostenlosen – Menstruationsartikeln. Hier fordert Plan International gemeinsam mit der erdbeerwoche GmbH und der Bundesjugendvertretung (BJV) den Ausbau von sauberen, öffentlichen Sanitäranlagen sowie das Bereitstellen von gratis Menstruationshygiene-Produkten am Arbeits- und Ausbildungsplatz und allen öffentlichen Toiletten. Der Kostenfaktor sei besonders wichtig, denn 53 Prozent der Befragten geben an, dass sie sich besser mit Hygieneartikeln versorgen würden, wenn diese günstiger wären. Und fast jede dritte Frau gab an, dass die monatlichen Ausgaben für Menstruationsprodukte eine finanzielle Belastung für sie seien.

Beim Thema Aufklärung zeigt der Bericht darüber hinaus, dass vor allem Männer hier Aufholbedarf haben: Zwar geben 73 Prozent der befragten Männer an, ihre Partnerin während der Periode zu unterstützen und für 67 Prozent der Männer ist es auch in Ordnung, Menstruationsartikel in der Drogerie oder im Supermarkt zu kaufen. Wenn die Periode hingegen auch die Männer selbst einschränkt – etwa durch die Absage von gemeinsamen Aktivitäten – dann schwindet die Akzeptanz. Jeder dritte Mann findet es übertrieben bis inakzeptabel, wenn ihre Partnerin gemeinsame Aktivitäten oder Aktivitäten mit Freund:innen aufgrund ihrer Periode absagt. Fehlendes Bewusstsein und Ignoranz zeigen sich auch beim Thema Krankmeldung: 44 Prozent der Männer finden es übertrieben beziehungsweise inakzeptabel, sich wegen der Periode krank zu melden und jeder Dritte kann es nicht nachvollziehen, wenn die Hausarbeit deswegen vernachlässigt wird. Plan International, erdbeerwoche GmbH und das BJV fordern daher eine „landesweite öffentlichkeitswirksame Sensibilisierungskampagne durch die Bundesregierung“. Sie soll „die Tabus im öffentlichen und auch privaten Raum brechen“. (kagr)

SERVICE: Langbericht „Menstruation im Fokus“