Fehlende Kindermedikamente sorgen für Hilferuf

Europäische Kinderärzt:innen fordern in einem Brief an Gesundheitsminister:innen rasche Lösungen gegen die Engpässe bei Fieber- und Schmerzmedikamenten.

Kinder- und Jugendärzt:innen aus mehreren europäischen Ländern – darunter auch Mediziner:innen aus Österreich – haben in einem Brief an die Ressortverantwortlichen ihrer Länder appelliert, gegen die Knappheit bei Kinderarzneimitteln vorzugehen. Für Österreich unterzeichnete Daniela Karall, die Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde (ÖGKJ). „Die Gesundheit unserer Kinder und Jugendlichen ist durch den Medikamentenmangel europaweit gefährdet. Eine schnelle, zuverlässige und dauerhafte Lösung ist dringend erforderlich“, heißt es in dem am Samstag bekanntgewordenen Schreiben. Der Brief richtet sich an die Minister:innen für Gesundheit in Österreich, Deutschland, Frankreich, der Schweiz und Italien und ist von dortigen Kinderarztverbänden unterschrieben. Es fehle an Fieber- und Schmerzmedikamenten in kindgerechter Darreichungsform. Auch Penicillin gebe es derzeit nicht. In ihrem Brief warnen die Mediziner:innen: „Die Engpässe der letzten Monate führen dazu, dass weder kindgerechte noch an Therapierichtlinien ausgerichtete Behandlungen möglich sind.“ Noch vor wenigen Jahren sei dieses Szenario eines Versorgungsmangels „nicht einmal ansatzweise“ vorstellbar gewesen.

„Der aktuelle Medikamentenmangel, der zahlreiche europäische Länder betrifft, ist nur auf EU-Ebene nachhaltig lösbar“, antwortete das heimische Gesundheitsministerium am Sonntag und verwies auf die geplante Aktualisierung der EU-Arzneimittelgesetzgebung. Die Erneuerung umfasse unter anderem das Ziel, die Produktion von Medikamenten wieder nach Europa zu bringen und Medikamente ohne Einschränkungen verfügbar, allgemein zugänglich und leistbar zu erhalten. Damit werde auch die Versorgung mit Medikamenten in Österreich langfristig sicherstellt, hieß es.

„Parallel arbeitet das Gesundheitsministerium bereits an der Umsetzung schnell wirksamer Maßnahmen, um die Lage zu entspannen. Dazu wurde unter anderem die magistrale Zubereitung von Kinderantibiotika mit dem Wirkstoff Amoxicillin in Apotheken vereinfacht“, betonte man in der Stellungnahme. Präparate mit dem Wirkstoff Amoxicillin dürfen nun ohne chef- und kontrollärztliche Bewilligung in Apotheken selbst zubereitet werden. „Die Abgabe an Patientinnen und Patienten ist damit einfacher und schneller möglich“, erklärte das Ministerium. „Um einen Engpass in Zukunft zu vermeiden, bereitet das Gesundheitsministerium auch eine Verordnung vor, um die Reserven von Medikamenten und Wirkstoffen in Österreich deutlich zu erhöhen.“ Dazu würden bereits Gespräche mit dem pharmazeutischen Großhandel und den Arzneimittelherstellern laufen. (red/APA)