Folgen der Klimakrise treffen Gesundheitssystem voll

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Überschwemmungen, Hitze, Unwetter, Dürre, Ernteausfälle und Seuchen: Egal wo, die Folgen Klimakrise treffen immer die Gesundheit der Menschen. Warum die Probleme dennoch verdrängt werden.

Die Folgen der Klimakrise lassen sich nicht mehr leugnen und dennoch sind sie meist lokal spürbar und werden wohl auch deshalb von den meisten Menschen, die nicht gerade direkt betroffen sind, verdrängt. Doch Überschwemmungen, Hitze, Unwetter, Dürre, Ernteausfälle und Seuchen nehmen zu und führen zu massivem Leid. Für den Rückversicherungskonzern Munich Re – der größte Rückversicherer der Welt – bei dem Versicherungen ihre Risiken absichern, ist der Klimawandel „eine der größten Herausforderungen für die Menschheit“. Das ist also nicht mehr eine Warnung von Wissenschaftern oder Umweltschützern, hier spricht ein knallhart rechnender Konzern.

Und er ist dabei deutlich: „Der größtenteils von Menschen verursachte Klimawandel ist Realität und beeinflusst wetterbedingte Naturkatastrophen. Je nach Region und Naturgefahr kann sich dadurch die Risikolage verändern, zum Beispiel bei schweren Stürmen, Gewittern, Überschwemmungen oder Dürren“, schreibt der Konzern in einer Analyse. Er schlussfolgert dabei recht nüchtern: „Die Versicherungswirtschaft ist von den Auswirkungen des Klimawandels direkt betroffen. Wetterextreme führen zu hohen Sachschäden an Gebäuden und Infrastruktur ebenso wie zu Ertragsverlusten in der Landwirtschaft.“ Hitzewellen und Dürren würden nicht nur die Agrar- und Forstwirtschaft belasten. „Sie gefährden auch Leben und Gesundheit der Menschen und verursachen Sachschäden und Betriebsunterbrechungen. Auch Industriebranchen wie die Schifffahrt oder Energiewirtschaft sind betroffen, etwa wenn die Wasserpegel in den Flüssen zu weit sinken oder Kraftwerke mangels Kühlwasser abgeschaltet werden müssen.“

All das erleben wir in den vergangenen Wochen und Monaten immer deutlicher. Der Ruck zu Gegensteuerung bleibt dennoch aus. Man hofft irgendwie, selbst nicht direkt betroffen zu sein. Oder man zieht den Kopf ein, im Glauben nichts mehr tun zu können. Der renommierte Wiener Kommunikationswissenschafter Maximilian Gottschlich hat es einmal so formuliert: „Prävention ist der Versuch der Risikogesellschaft, den Widerspruch zwischen der Illusion der Machbarkeit menschlichen Glücks, also auch der Machbarkeit von Gesundheit, und der ständigen Erfahrung des Scheiterns durch neue Krankheiten, neue Epidemien, die Wiederkehr alter Epidemien u.s.w., aufzulösen. Als gesundheitspolitische Maßnahme setzt Prävention auf Rationalität, also auf Wissen und Aufklärung. Zugleich aber unterläuft die paradoxe Struktur der Massenkommunikation dieses Bemühen um rationales Verhalten.“ Das Problem: Ohne Öffentlichkeit, also ohne Massenkommunikation, sei Prävention undenkbar. Die Informationsflut schaffe aber verstärkt Unsicherheit. Und deshalb beschäftigen wir uns lieber mit scheinbar banaleren Problemen.

Bei der Gelegenheit sei noch erwähnt, dass ich im Übrigen der Meinung bin, dass der Föderalismus gesundheitsschädigend ist und sich die Bundesländer in Gesundheitsfragen zunehmend als inkompetent erweisen. Es braucht endlich Transparenz über regionale Ausgaben, Erkrankungszahlen, Spitalsdaten und eine zentrale Steuerung. (rüm)