© New Africa – stock.adobe.com Hunderte Psycholog:innen können ihre Ausbildung mangels Praxisplätzen nicht abschließen. Ohne rasche Maßnahmen droht die Versorgung einzubrechen, warnen Fachleute.
Wer in Wien einen Termin bei Klinischen Psycholog:innen benötigt, musss aktuell mit einer Wartezeit von sechs bis acht Monaten rechnen. Obwohl seit 2024 die klinisch- psychologische Diagnostik und Behandlung eine Kassenleistung ist, droht die Versorgung weiter zu kollabieren. Hunderteangehende Klinische Psycholog:innen können derzeit ihre Ausbildung nicht abschließen, da die gesetzlich vorgeschriebenen Praxisplätze fehlen.
In einem offenen Brief warnten rund 340 Psycholog:innen vor einem eklatanten Fachkräftemangel. „Wir wissen schon jetzt um die zukünftige Unterversorgung im Bereich der Klinischen Psychologie bei ständig steigendem Bedarf und fordern eine rasche Lösung. Der politische Wille zur Stärkung psychischer Gesundheit ist sichtbar – doch ohne ausreichende bezahlte Praxisplätze für die Ausbildung bleibt die Kassenleistung ein leeres Versprechen“, kritisiert Günter Klug, Präsident von pro mente Austria.
Nach dem Psychologiestudium umfasst die Ausbildung rund 3.000 Praxisstunden, davon knapp 1.000 Stunden in einem multiprofessionellen Team, in dem auch Ärzt:innen vertreten sein müssen. Seit 2014 müssen diese Pflichtpraktika bezahlt werden. Viele Einrichtungen können diesfinanziell nicht bewältigen – und bieten daher oft gar keine Plätze an. Die wenigen verfügbaren Stellen sind oft prekär bezahlt oder erfüllen die Vorgaben des multiprofessionellen Settings nicht. Österreichweit stehen für etwa 600 Auszubildende derzeit nur rund 200 Plätze zur Verfügung. In einigen Bundesländern warten Kandidat:innen bereits mehrere Jahre auf einen Platz.
Um die Versorgungslücke zu schließen, drängt pro mente Austria auf die sofortige Schaffung zusätzlicher, fair finanzierter Praxisstellen. Gleichzeitig brauche es gezielte Unterstützung für Versorgungsträger, damit sie die geforderten multiprofessionellen Teams bereitstellen können, sowie eine verlässliche Finanzierung der Praktika. Nur durch rasche politische Lösungen könne man eine Unterversorgung wie bei Fachärzt:innen für Psychiatrie verhindern, heißt es. (tab)