Der Markt für neue Abnehmmedikamente ist umkämpft. Der einstige Branchenprimus Novo Nordisk steht unter Druck. Und es gibt eine recht kuriose Entwicklung, die Nachahmern die Tür öffnet.
Nach dem Umsatzrückgang beim Abnehmmedikament Wegovy stellt Novo Nordisk einen Stellenabbau in Aussicht. Nach einem rasanten Höhenflug mit dem Mittel verliert der Konzern in seinem wichtigsten Markt, den USA, spürbar an Boden. Infolge von Konkurrenz sackte der Börsenwert innerhalb einer Woche um rund 95 Milliarden US-Dollar – der größte Rückschlag seit über zwei Jahrzehnten. Dazu kommt eine kuriose Situation: Novo Nordisk verliert in Kanada den Patentschutz für Ozempic und Wegovy aufgrund einer nicht gezahlten Mini-Patentgebühr – angeblich in der Höhe von 450 kanadischen Dollar. Der Patentschutz für Semaglutid läuft in Kanada bereits nächstes Jahr aus, da eine jährliche Wartungsgebühr für das Patent nicht rechtzeitig bezahlt wurde. Dies eröffnet die Möglichkeit für die Produktion generischer Versionen von Ozempic in Kanada. Das Land gilt nach den USA als zweitwichtigster Markt für Semaglutid.
Die Nachlässigkeit erfolgte zu einer Zeit, als Ozempic noch nicht den heutigen Blockbuster-Status innehatte. Im Vorjahr brachte das Produkt Novo Nordisk allerdings allein in Kanada einen Umsatz in Höhe von 2,5 Milliarden kanadischen Dollar. Was zunächst wie ein Fehler wirkt, könnte aber auch ein cleverer Schachzug sein. Der Konzern habe bewusst darauf verzichtet, den Schutz zu verlängern, mutmaßen Analyst:innen. Anfang 2026 würde die Datenexklusivität ablaufen und damit ohnehin den Weg für Generika freimachen. Während der Patentschutz in den USA noch bis 2032 gesichert ist, könnte nun früher als erwartet Konkurrenz auf den kanadischen Markt drängen. Das brächte auch den Konkurrenten Eli Lilly unter Druck. Novo Nordisk setzt indes auf die nächste Generation von Diabetes- und Adipositas-Medikamenten.
Ob das aufgeht, wird sich zeigen. Bereits vergangene Woche hatte Novo Nordisk seine Jahresprognose gesenkt. „Wir werden Entlassungen wohl nicht vermeiden können“, sagte der abgelöste CEO Lars Fruergaard Jörgensen zuletzt. Die endgültige Entscheidung darüber liegt bei seinem Nachfolger, dem Österreicher Maziar Mike Doustdar, der am Donnerstag sein Amt angetreten hat. Bereits vergangene Woche hatte Novo Nordisk seine Jahresprognose gesenkt. Nach Jahren des rasanten Wachstums steht Novo Nordisk nach Ansicht von Anayst:innen vor der Herausforderung, seine Führungsrolle im milliardenschweren Markt für Abnehmmedikamente gegen starke Konkurrenz und regulatorische Unsicherheiten zu behaupten. (red)