„Lancet“: Diabetes Typ-1-Fälle verdoppeln sich bis 2040

Diabetes ist auf der ganzen Welt auf dem Vormarsch. Fachgesellschaften warnen vor den Folgen und stellen Forderungen nach mehr Ressourcen zur Versorgung.

Nicht nur Diabetes Typ 2, der häufig die Ursache eines ungesunden Lebensstils ist, verbreitet sich rasant. Auch die Autoimmunerkrankung Typ 1 wird in den nächsten Jahren weltweit deutlich zunehmen, wie eine im Fachmagazin „The Lancet Diabetes&Endocrinology“ veröffentlichte Studie zeigt. Demnach wird die Zahl der Erkrankungen weltweit bis 2040 von ungefähr 8,4 Millionen auf bis zu 17,4 Millionen ansteigen. Für die Studie wurden Zahlen aus 201 Ländern erhoben und untersucht, auch für Österreich.

Laut Martin Clodi, Präsident der Österreichischen Diabetes Gesellschaft (ÖDG), ist die Studie daher „besonders interessant“. „Man sieht anhand der Zahlen, dass der Bedarf für finanzielle und personelle Ressourcen in Österreich und weltweit deutlich höher sein wird. Sowohl bei Diabetes Typ 1 als auch Typ 2“, kommentiert Clodi die Studienergebnisse. Im RELATUS-Wocheninterview formulierte er erst Anfang Jänner die Forderung, dass Diabetes als chronische Erkrankung in der ELGA aufscheinen solle, damit Patient:in und Ärzt:in jederzeit im Bilde sind. Dazu müsse man „digitale Möglichkeiten ausnutzen und ausbauen“.

Auch die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) nimmt die Ergebnisse zum Anlass, sich für eine verbesserte Diabetesversorgung sowie -prävention einzusetzen. Es würde in diesen Bereichen zu viel gespart werden. „Wenn die Entwicklung so weitergeht, müssen auch hierzulande Menschen mit einem Typ-1-Diabetes deutliche Versorgungsprobleme und eine reduzierte Lebenserwartung befürchten. Das wäre ein Armutszeugnis für ein wohlhabendes Land wie Deutschland“, mahnt DDG-Mediensprecher Baptist Gallwitz.

Denn die Studie zeigt auch, dass 2021 weltweit schätzungsweise 35.000 Menschen unter 25 Jahren innerhalb eines Jahres nach Diagnose starben, weil ihr Diabetes nicht oder zu spät diagnostiziert wurde. In Bezug auf das Alter von Betroffenen verweist DDG-Präsident Andreas Neu auf einen anderen interessanten Aspekt der Studie: „Wie auch in anderen Ländern ist inzwischen eine deutliche Mehrheit der Betroffenen älter als 20 Jahre“, erklärt Neu und bezieht sich auf die Zahlen zu Deutschland. „Es scheint, dass immer mehr Menschen im Erwachsenenalter diese Diagnose erhalten.“ Wie man auf der Webseite der DDG nachlesen kann, fordert diese für ein erfolgreiches Diabetesmanagement einen „nationalen Rahmenplan“, der Eckpunkte für eine „einheitliche Versorgung und ein einheitliches Monitoring enthalten sollte und den Bundesländern Orientierung und Leitschnur für eigene Maßnahmen bietet“. (kagr)

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