Lieferengpässe für Apotheker und Ärzte zunehmend ein Problem

Engpässe bei Arzneimittellieferungen werden für Apotheker und Ärzte zunehmend zum Problem. Das zeigt die jüngste „Relatus Pharm“-Umfrage, bei der 72 Prozent der Online-User des Newsletters betonten, dass sie regelmäßig damit konfrontiert sind. Die EU-Kommission und Hersteller sehen das Problem und haben eine eigene Arbeitsgruppe eingerichtet.

„Der Hauptgrund für die Entwicklungen bei Lieferengpässen liegt in Preisen. Sie sind derzeit massiv unter Druck und niedrig. Also wird dort produziert, wo es am billigsten ist. Das führt dazu, dass die Produktionskette heute für alles globalisiert ist und damit viel anfälliger ist”, sagt Bernd Grabner, der neue aus Österreich stammende Präsidenten der europäischen Dachorganisation von 750 Vollgroßhändlern. Ein Beispiel sei Valsartan gewesen: „Da war eine Fabrik in China betroffen. Und dann waren schlagartig alle Hersteller weltweit nicht mehr lieferbar. Nur der Orginalhersteller und ein slowenisches Unternehmen konnten noch liefern. Doch auch das war eng, denn in der Pharmaproduktion hat man eine Vorlaufzeit von über zwei Jahren. Wenn es kurzfristig eine Verzögerung gibt, steigt auf einmal der Bedarf.“

Österreich sei dieser Situation besonders ausgesetzt, weil es ein kleiner Markt mit tiefen Preisen sei und dieser bei einem globalen Engpass einfach nicht vorrangig versorgt werde. Eine weitere Ursache sei, dass es immer mehr Produkte gebe, die der Großhandel nicht mehr habe, weil Hersteller direkt an Apotheke liefern. Zwar sagen Hersteller, dass sie auch innerhalb eines Tages liefern können, in jedem Fall falle aber die Puffermöglichkeit des Großhandels weg. „Wir können belegen, dass mehr als die Hälfte der kurzfristigen Lieferunterbrechungen nicht am Markt sichtbar ist, weil der Großhandel das mit seinen Beständen abpuffert. Würde man den Großhandel ausschalten, wäre das also viel schlimmer.“ Der Großhandelsmarkt habe ein Volumen von 2,5 Milliarden Euro in Österreich, ein Anteil von 600 Millionen Euro werde schon direkt von Herstellern an die Apotheken geliefert. „Dazu kommt, dass die Spannen extrem niedrig sind: Ein Viertel der Produkte liefert einen Deckungsbeitrag, der unter dem Preis für eine Briefmarke pro Packung liegt. Das kann sich nicht mehr ausgehen“, sagt Grabner in Interview mit der Apotheker Krone. (rüm)