Lieferengpässe: Apotheker suchen jetzt auf EU-Ebene Lösungen

(c) Apothekerkammer/Christian Husar

Kommende Woche treffen sich in Brüssel die Apotheker wie auch die Großhändler und machen sich Gedanken über die zunehmenden Lieferengpässe bei Medikamenten. RELATUS PHARM sprach vorab mit den österreichischen Teilnehmern.

Am Mittwoch und Donnerstag werden der europäische Interessenverband der öffentlichen Apotheker PGEU (Pharmaceutical Group of the European Union) wie auch der Europäische Verband der Pharmagroßhändler GIRP (Groupement International de la Répartition Pharmaceutique) nach Lösungen in Sachen Lieferengpässe suchen. Mit dabei sind auch Österreichs Apothekerkammer-Präsidentin Ulrike-Mursch-Edlmayr sowie der aus Österreich stammende GIRP-Präsident Bernd Grabner und der Präsident des Österreichischen Großhandels PHAGO, Andreas Windischbauer.

„Entsprechende Lösungen haben höchste Dringlichkeit. Ich werde vom 13. 11. bis 15.11 in Brüssel sein und dort viele diesbezügliche Gespräche mit Verantwortlichen auf EU-Ebene führen“, sagt Mursch-Edlmayr. Die Ausgangssituation sei nicht einfach, weil ähnlich wie in Österreich, wo noch eine neue Regierung gesucht werde, auf EU-Ebene die neue Kommission noch nicht gewählt sei. „Wir wollen aber rasch Lösungen suchen und nicht wie andere im System mit medialem Wirbel von den eigenen Problemen ablenken.“ Die Apotheken seien jene, wo Lieferengpässe für die Patienten zuerst sichtbar werden und deshalb bemüht Lösungen zu finden, sagt die Kammer-Präsidentin.

PHAGO-Präsident Andreas Windischbauer will von der Konferenz der Großhändler in Brüssel Best-Practise-Beispiele aus anderen Ländern nach Österreich holen und dann auch in der österreichischen Taskforce präsentieren. Im Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) tagt seit dem Sommer eine eigene Taskforce zum Thema. „Andere Länder, die noch viel massiver von Medikamenten-Engpässen betroffen sind, haben schon gute Ansätze entwickelt“, sagt Windischbauer und weiter: „Es ist Tatsache, dass Lieferengpässe das Thema Nummer Eins sind. Wir sind in ganz Europa damit konfrontiert, dass immer öfter Massen-Medikamente nicht mehr lieferbar sind. Mit Bernd Grabner wurde heuer ein Österreicher an die Spitze von 750 Vollgroßhändlern aus 33 europäischen Ländern gewählt (GIRP). Damit sind wir bestens vernetzt“, sagt der PHAGO-Präsident.

Wie weit das Thema bereits dringt, zeigt sich auch an einem neuen Prüfbericht des Rechnungshofes, der am Wochenende präsentiert worden ist und der Engpässe bei der Lieferung von Arzneimitteln am Landeskrankenhaus Salzburg und der Innsbrucker Universitätsklinik aufzeigt. Laut Rechnungshof erfolgten bereits 2018 in der Salzburger Landesapotheke 870 Meldungen zu Lieferengpässen, die Anstaltsapotheke der Innsbrucker Uni-Klinik verzeichnete in diesem Zeitraum 600 Meldungen. Beide Apotheken beschafften laut Rechnungshof Arzneimittel für sämtliche Krankenanstalten der Gemeinnützigen Salzburger Landeskliniken Betriebsgesellschaft mbH (SALK) und der Tirol Kliniken GmbH sowie für weitere Krankenanstalten. Die Innsbrucker Apotheke berichtete über Lieferschwierigkeiten unter anderem bei Immunglobulinen, Antibiotika, Zytostatika und Impfstoffen, die Salzburger Landesapotheke meldete Engpässe in allen Indikationsgruppen. (rüm/APA)