Meinung: Der Mythos vom Sparbedarf im Gesundheitswesen

Martin Rümmele ist Chefredakteur von Relatus.

Kaum ein Thema beherrscht das Gesundheitswesen, wie der Spardruck. Immer wieder ist zu hören, dass die Gesundheitsausgaben steigen und die Mittel künftig nicht mehr finanzierbar sein werden. Krankenkassen müssen sparen, Spitäler ebenso, und die Industrie soll ihre Produkte möglichst billig liefern, hört man. Ein Blick auf die Zahlen zeigt: die Diskussion läuft komplett falsch.

Was ist dran, an der immer wieder zu hörenden Aussage, dass Gesundheit zu teuer ist? Fakten zeigen, dass der Anteil der Gesundheitsausgaben an der gesamten Wirtschaftsleistung in den vergangenen 15 Jahren nahezu gleich geblieben ist. Von einer Kostenexplosion kann also keine Rede sein. Vielmehr geht es darum, dass es Gruppen gibt, die die Beiträge zur Finanzierung des Gesundheitswesens senken möchten. Doch auch das Argument, dass die Lohnnebenkosten hoch sind, stimmt nur bedingt. Tatsächlich sind die Beiträge zu den Krankenkassen im internationalen Vergleich sehr gering. Deutschland kommt etwa im Durchschnitt auf den doppelt so hohen Beitragssatz. Zugegeben, dort ist der Steueranteil im Gesundheitsbereich niedriger, doch selbst wenn man hierzulange die Zahlungen der Länder und Gemeinden auf die Beitragssätze der Kassen umrechnen würde, wäre das heimische System deutlich billiger als das Deutsche.

Die Spardebatte klingt allerdings auf den ersten Blick immer gut: wer will nicht weniger an Steuern und Abgaben zahlen? Wir sollten dabei aber nicht vergessen, dass die Folge nicht nur ein Spardruck in der medizinischen Versorgung ist, sondern auch bei den hunderttausenden Gesundheitsbeschäftigten. Sie sind nicht nur Garant für die Versorgungsqualität, sondern mit ihren Gehältern auch ein kräftiger Nachfrager und damit Wirtschaftsmotor. Wer nach Einsparungen im Gesundheitswesen ruft, sollte das bedenken.