Nur wenige Apotheken bieten bisher Antigen-Schnelltests an

„Immer mehr Apotheken bieten COVID-19-Antigen-Schnelltests an“, teilte die Apothekerkammer in einer Aussendung mit. Tatsächlich sind es aber bisher knapp 5%, zeigt eine von der Kammer veröffentlichte Liste. Zudem tut sich ein neuer Konflikt mit der Ärzteschaft auf.

„Aufgrund des großen Interesses der Bevölkerung bieten immer mehr spezialisierte Apotheken zwischen Bodensee und Neusiedlersee ihren Kunden diese Leistung an. Damit kommen die Apothekerinnen und Apotheker dem Wunsch der Menschen nach Information über ihren Infektionsstatus nach“, teilte die Apothekerkammer am Donnerstag mit. Wie berichtet hatte das Gesundheitsministerium grünes Licht dafür gegeben, dass auch Apotheken Antigen-Schnelltests machen dürfen. Voraussetzungen sind Schulungsmaßnahmen zur korrekten Durchführung von Nasen-Rachenabstrichen, Hygienemaßnahmen und die Meldung positiver Ergebnisse an die Bezirksverwaltungsbehörde. Ab sofort ist eine täglich aktualisierte Liste von spezialisierten Apotheken, die COVID-19-Antigen-Schnelltests anbieten, auf der Website der Österreichischen Apothekerkammer unter www.apothekerkammer.at/sp/covid-19-antigentests-apothekenliste veröffentlicht. Doch diese zeigt bisher ein verhaltenes Ergebnis: 74 Apotheken bieten das Angebot an – darunter jene von Apothekerverbandspräsident Jürgen Rehak in Vorarlberg.

Das Angebot sorgt zudem für massive Kritik der Ärzteschaft: „Wer befürchtet, mit dem Coronavirus infiziert zu sein oder seinen Infektionsstatus wissen möchte, sollte mit seinem Hausarzt oder 1450 Kontakt aufnehmen, oder ein ärztliches Labor kontaktieren. Keinesfalls jedoch sollte man dafür in eine Apotheke gehen“, stellt Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichische Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, klar. Antigen-Tests müssten unter ganz genau standardisierten Bedingungen stattfinden und „gehören in Hände von Ärzten“, sagt auch ÖÄK-Vize Herwig Lindner. „Im Sinne der Patientensicherheit ist es der falsche Weg, Antigen-Tests in Apotheken zu ermöglichen. Für die COVID-19-Testung braucht es nach wie vor strenge medizinische und hygienische Vorgaben und Profis am Werk“, sagt Steinhart. Es sei unverantwortlich, dass Patienten in Apotheken den Antigen-Test machen, anstatt bei niedergelassenen Ärzten, betont auch Edgar Wutscher, Obmann der Bundessektion Allgemeinmedizin der ÖÄK: „In den Ordinationen werden die Testungen unter strengen Sicherheitsbestimmungen, zeitlich und räumlich getrennt, durchgeführt. Wie soll das in einer Apotheke funktionieren?“

Die Erfahrung zeige, dass schon viele eigentlich symptomfreie Personen ein positives Ergebnis bei einem Antigentest erhalten haben und somit sehr wahrscheinlich hochansteckend waren. Dass diese Menschen dann auch noch auf den Weg aus der Apotheke hinaus zu einem PCR-Test geschickt werden, sei ein doppeltes Sicherheitsrisiko. „Schließlich wissen wir, dass Menschen mit einem positiven Antigen-Testergebnis leider oft nicht rational handeln. Sie decken sich manchmal im Gegenteil sogar noch für die anstehende Quarantäne ein, was vermehrte Kontakte und Mobilität bedeutet. Das ist eine brandgefährliche Situation“, warnt Steinhart. (rüm)

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