ÖGK setzt Fokus auf Gendermedizin

Symbolbild (c) Ecpomedia

Die Österreichische Gesundheitskasse möchte die Gendermedizin in Österreich forcieren, um Prävention, Diagnostik und Therapie zu verbessern.

Die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) betonte im Rahmen der Veröffentlichung des neuesten Gesundheitsbarometers die Wichtigkeit von Gendermedizin. Insgesamt liegt die Lebenserwartung von Frauen in Österreich knapp fünf Jahre über der von Männern (83,8 vs. 79 Jahre), doch beide Geschlechter werden etwa zum gleichen Zeitpunkt chronisch krank und verbringen mehr als ein Viertel des Lebens mit chronischen Erkrankungen. Ein Forcieren von Gendermedizin könnte laut ÖGK helfen. Daten aus der kardiologischen Abteilung im Hanusch-Krankenhaus der ÖGK in Wien zeigen, dass es dort signifikant mehr männliche Patienten gibt. Das liegt laut Evelyn Kunschitz, Oberärztin für Innere Medizin und Kardiologie und Leiterin des Schwerpunktes Psychokardiologie im Hanusch-Krankenhaus, aber nicht daran, dass Männer öfter an Herzerkrankungen leiden, sondern daran, dass Männer mehr als doppelt so oft mit koronaren Herzkrankheiten oder einem akuten Herzinfarkt behandelt werden als Frauen. „Die Symptome bei einem Herzinfarkt sind bei Männern und Frauen sehr unterschiedlich. Während Männer typischerweise Schmerzen in der linken Körperhälfte verspüren – das kann ein Ziehen im linken Arm, ein brennender oder drückender Schmerz hinter dem Brustbein sein – verspüren Frauen oft auch andere, diffusere Symptome. Darunter fallen beispielsweise auch Übelkeit, Schmerzen im Bauch oder Rücken, Erbrechen, Kurzatmigkeit, unerklärliche Müdigkeit oder Schweißausbrüche. Daher kommt es häufiger zu Fehlinterpretationen bezüglich akuter Herzinfarkte bei Frauen“, erklärte Kunschitz. Zudem sei die Sterblichkeitsrate bei Frauen mit Herzinfarkt höher als bei Männern (35,7 Prozent vs. 32,9 Prozent) und Frauen seien in den großen Herzstudien unterrepräsentiert (nur circa ein Drittel Frauenanteil) – und würden daher auch weniger leitliniengerecht behandelt werden.

Auch bei viralen oder bakteriellen Erkrankungen, ziehen Frauen den Kürzeren: Der weibliche Körper wehrt sich zwar besser gegen Viren und Bakterien, diese starke Immunantwort hat jedoch auch eine Schattenseite. So erkranken Frauen vier Mal öfter an Autoimmunerkrankungen. Die ÖGK kritisierte, dass die Medizin und medikamentöse Behandlungen primär auf Männer zugeschnitten sind. Frauen würden aber anders krank werden und benötigten daher oft eine andere, angepasste Behandlung. In der Prävention könnten genderspezifische Vorsorgeuntersuchungen helfen: „Um den eigenen Gesundheitszustand gut im Blick zu haben, lohnt sich die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung. Zudem gibt es spezielle Untersuchungen für Frauen, wie den PAP-Abstrich und die Mammografie ab 45, und für Männer das Prostata-CT ab 50 als wichtige Früherkennungs-Initiativen“, betonte Bernhard Wurzer, Generaldirektor der ÖGK. (red)