„Pandemie-Ermüdung“ nimmt zu, Skepsis gegenüber Impfung

(c) pixabay

Die Coronakrise führt immer mehr zu einem Gefühl der „Pandemie-Ermüdung“, sind Forscher der Universität Wien überzeugt. Viele Menschen stehen zudem einer potenziellen Corona-Impfung skeptisch gegenüber.

Ein möglicher Impfstoff wird offenbar von der Bevölkerung nicht als einschneidende Lösung für die Coronapandemie gesehen. Das zeigt die Studie „Solidarität in Zeiten der Pandemie“ der Forschungsgruppe Zeitgenössische Solidaritätsstudien der Uni Wien, für die im April und im Oktober jeweils dieselben 80 Menschen zu ihrem Alltag in der Pandemie und ihren Ansichten zu den Eindämmungsmaßnahmen befragt wurden. Die große Hoffnung der Regierung auf einen Impfstoff zur Eindämmung der Pandemie wird von den Befragten nicht geteilt: Viele der Interviewten – auch Impfbefürworter – erklärten, dass sie einer Impfung skeptisch gegenüberstehen und dass sie sich nicht als eine der ersten Gruppen impfen lassen, sondern erst einmal abwarten wollen. Als Grund wurde u.a. Verunsicherung bezüglich der Sicherheit genannt, weil die Entwicklung und Prüfung von Impfungen normalerweise Jahre dauert. „Jeder wartet auf die Impfung, aber niemand will sich impfen lassen“, wird ein Studienteilnehmer im Blog des Forscherteams um Katharina Kieslich zitiert. Diese Haltung dürfe nicht einfach als „Impfskepsis“ abgetan werden, stattdessen solle auf Dialog und Kommunikation gesetzt werden, appellieren die Wissenschafter.

Die Zustimmung zu den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie war im Frühjahr höher als jetzt, und sie wurden aus Verantwortungsgefühl gegenüber anderen Menschen auch von jenen eingehalten, die Zweifel an deren Wirkung oder Verfassungskonformität hatten. Es gab die Hoffnung, dass das Schlimmste bis zum Sommer ausgestanden sein würde. Bei den Interviews im Oktober, noch vor dem zweiten Teil-Lockdown, war von dieser hoffnungsvollen Stimmung nicht mehr viel übrig. Stattdessen registrieren die Forscher nun eine „sorgenvolle Stimmung“: Die Müdigkeit im Umgang mit der Pandemie führe dazu, dass das Interesse etwa an der Entwicklung der Fallzahlen zurückgegangen ist und manche Befragte von zunehmender Abneigung gegen Nachrichten berichten. Viele vermissen ihren Alltag vor der Pandemie, der neue Alltag mit seinen diversen Einschränkungen führe zu einem Gefühl der Erschöpfung. (APA)

Zur Studie

RELATUS-Kurzumfrage: Was denken Sie – Ist der Lockdown gerechtfertigt?