Pharma-Eigentümerfamilie bittet Opfer um Entschuldigung

60 Jahre nach Aufdeckung des Arzneimittelskandals um das Schlafmittel Thalidomid (Contergan) hat die Eigentümerfamilie des Herstellers Grünenthal die Opfer nun um Entschuldigung gebeten.

Für den „gesamten Inhalt dieser Zeit von 60 Jahren“ entschuldige er sich im Namen seiner ganzen Familie, sagte Michael Wirtz für die Eigentümerfamilie des Pharmaunternehmens Grünenthal. Die Entschuldigung richte sich an „eine große und auch im Wesentlichen unbekannte Größe von betroffenen Menschen in Deutschland, aber auch in Europa“. Die persönlichen Worte äußerte Wirtz in einem aufgezeichneten Gespräch mit dem früheren Vorsitzenden des deutschen Bundesverbands Contergangeschädigter, Georg Löwenhauser. Ein Ausschnitt aus dem Video wurde am Samstag bei einer Online-Veranstaltung des Bundesverbands eingespielt.

Die Betroffenen erwarteten, dass sich die Familie Wirtz äußere und das „nicht versteckt hinter einer juristischen Person der Grünenthal GmbH“, sagt der frühere geschäftsführende Grünenthal-Gesellschafter darin. Und er betont: „Und das tue ich hiermit in aller Offenheit und hochoffiziell unter Zeugen, dass ich mich für diese Thematiken, die sich bei Ihnen in all’ diesen Familien abgespielt haben, ausdrücklich entschuldige.“ Contergan mit dem Wirkstoff Thalidomid kam im Oktober 1957 auf den Markt und führte zu einem der schlimmsten Skandale der Nachkriegsgeschichte. Etwa 5.000 Kinder kamen allein in Deutschland mit Fehlbildungen zur Welt, häufig mit verkürzten Armen oder Beinen, nachdem ihre Mütter in der Schwangerschaft Contergan eingenommen hatten. Genaue Daten gibt es nicht. Der Skandal hatte unter anderem weltweite Auswirkungen auf den Umgang mit Arzneimittelzulassungen. (APA)