Pharmaindustrie diskutierte über Folgen der Digitalisierung

AHF

Welche Möglichkeiten bietet Big Data für die Biotechszene in Österreich? Unter dem Titel „Digitalisierung – der Schlüssel zur Innovation“ wurde bei der Biotech-Plattform des Industrieverbandes Pharmig über Entwicklungen, Chancen und Risiken der Digitalisierung gesprochen.

„Wir haben es mit einem Datenstrom zu tun, der nicht abreißt“, betonte Klaus Kratochwill von epsilon3 und verweist auf rund 2,5 Millionen publizierte Arbeiten im Science und Engineering-Bereich, die pro Jahr entstehen. Allein im Bereich der klinischen Forschung erscheinen nach Kratochwill täglich mindestens 50 neue Publikationen. „Bringt man diese Daten in ein digitales System, so lassen sich daraus neue Ansätze für die Arzneimittelentwicklung gewinnen“, erklärte Kratochwill, und fügte hinzu: „Je mehr Daten digital erfasst werden, desto leichter wird es durch die Anwendung von Algorithmen neue Erkenntnisse über die Wirksamkeit von Substanzen zu gewinnen. Eine gut gefütterte Biostatistik könnte Hotspots auf digitaler Ebene auf einen Blick darstellen. Dadurch wären Zusammenhänge zwischen Wirkstoffen im Bereich klinischer Forschung sofort deutlich erkennbar, Forschungsprozesse früher abgeschlossen und Patienten schneller mit innovativen Arzneimitteln versorgt.“ Im Bereich der Digitalisierung sieht Kratochwill noch enormen Aufholbedarf bei Pharmafirmen, die ihre Daten noch immer zu einem beträchtlichen Teil analog verwenden.

„Datensicherheit ist ein Wert, bei dem noch viel Aufklärung betrieben werden muss. Der Patient muss so klar wie möglich sehen, welche Daten er weitergibt und was damit geschieht“, sagte Barbara Sladek, Mitgründerin und Co-Geschäftsführerin des österreichischen Darm-Mikrobiom Spezialisten myBioma GmbH. Ihr Geschäftsmodell: Kunden senden ihre Stuhlprobe dem Start-Up zu. An der medizinischen Universität Wien erfolgt die Sequenzierung der Proben, deren Auswertung mittels selbst entwickelter Algorithmen von myBioma. Das Start-Up liefert darauf aufbauend über seine App ein Risiko- und Funktionsprofil des persönlichen Mikrobioms, der Darmflora, und gibt im Anschluss individuelle Empfehlungen, etwa zur Ernährung, an die Patienten. „Die von uns gesammelten genetischen Informationen der Darmbakterien werden von jeglichen persönlichen Identifizierungsdaten befreit und in unsere Forschungsumgebung übertragen und dort zur Weiterentwicklung unserer eigenen Algorithmen verwendet“, erklärt Sladek.

Medial unterstützt wird Sladek von „Der Brutkasten“, Österreichs Startup- und Innovationsplattform. „Der Brutkasten versorgt seine User mit den spannendsten News aus der Digital- und Innovationswirtschaft. Bei myBioma war es die zielgenaue Anwendung von smarter Bioinformatik und Big Data Analysen, die uns und unsere User beeindruckt hat“, sagte Redakteur Dominik Perlaki. Laut Perlaki nützen Startups die Möglichkeiten der Digitalisierung deutlich öfter als traditionell gewachsene Unternehmen. Diese Eigenschaft mache sie besonders spannend, weil sie sich so als Pioniere einer noch nicht entdeckten Welt positionieren können. „Die Digitalisierung bietet Menschen und Unternehmen im Gesundheitsbereich eine Vielzahl an neuen Möglichkeiten, um Gesundheit zu verbessern oder Krankheiten zu behandeln“, sagte Perlaki. (red)