RELATUS-Umfrage zeigt: Apotheker sehen düstere Zukunft

(c) Apothekerverband/Wilke

Mehr als 18 Prozent der Apotheken denken darüber nach, zuzusperren, zu verkaufen oder überhaupt den Beruf aufzugeben – so die aktuell RELATUS-PHARM-Umfrage. Apothekerverbandspräsident Jürgen Rehak zeigt sich ob der Ergebnisse alarmiert.

Wenn Apotheker die künftige Apotheken-Versorgung in Österreich mit einer Note einschätzen müßten, dann wäre es gerade einmal eine 2,9. Hintergrund sind der wachsende wirtschaftliche Druck, die zunehmende Versandhandelskonkurrenz und sinkende Spannen. Überraschend: 18,3 Prozent der Apotheker überlegen aufgrund der Entwicklungen ihre Apotheke verkaufen, zusperren beziehungsweise den Beruf ganz aufgeben (9,1% „Ja“, 9,2 % „eher Ja“). Das Nachrichtenportal RELATUS-PHARM hat die Leser befragt, wie sie die Lage einschätzen. Das Ergebnis gibt ein Stimmungsbild über die Branche.

Befragt danach, wie die Zukunft der Apotheke in zehn Jahren aussieht zeigen sich überraschende Ergebnisse: 23,6 % glauben, dass bis dahin der Versandhandel zunimmt, 21,8 % erwarten, dass es Apotheken-Ketten geben wird und immerhin 16,3 sind überzeugt, dass Apotheker dann impfen dürfen. 12,7 % glauben allerdings, dass es deutlich weniger Apotheken geben wird. Nur wenige sehen aber ärztliche Hausapotheken als Konkurrenz: nur 3,7 % erwarten, dass es mehr Hausapotheken gibt.

 

Jürgen Rehak, Präsident des Österreichischen Apothekerverbandes zeigt sich im RELATUS-Interview alarmiert: „Wenn 18 Prozent der österreichischen Apothekerinnen und Apotheker darüber nachdenken, ihre Betriebe zu schließen, müssen die Alarmglocken schrillen.“ Die öffentliche Apotheke sie ein zentrales Standbein der Gesundheitsversorgung im Land – das habe nicht zuletzt die Coronakrise gezeigt. „Kommt es zu einer Ausdünnung der Apothekenlandschaft leidet die gesamte Bevölkerung. Dagegen braucht es langfristige Konzepte. Wir müssen über die Vergütung der Leistungen genauso sprechen, wie über neue gesundheitliche Services, die in der Apotheke angeboten werden können“, sagt Rehak. Eine „Auslagerung“ der Arzneimittelversorgung an ausländische Versandhändler könne jedenfalls nicht die Lösung sein, ebenso kritisch müsse man die Bildung von Ketten sehen: „Denn wer soll dann noch in der kleinen Gemeinde am Land den Menschen zur Seite stehen, wenn sie gesundheitliche Fragen haben und sie bei der Anwendung ihrer Arzneimittel begleiten? Ketten siedeln sich dort an, wo die meisten Gewinne gemacht werden – nicht zwingend dort, wo die Menschen sind. Und sie agieren nach wirtschaftlichen, nicht nach gesundheitlichen Interessen – die Onlinehändler machen das ebenso.“ Glücklicherweise stehe eine Aufweichung des Mehrbesitzverbots aktuell nicht zur Debatte und „wir werden uns dafür einsetzen, dass das auch so bleibt.“ Zudem will Rehak weiterhin aufzeigen, dass die Versorgung der Menschen nicht über ausländische Großkonzerne gedeckt werden kann. (rüm)