Rückschlag für Pharmastandort

© Boehringer Ingelheim RVC GmbH/APA-Fotoservice/Hörmandinger

Tiefschlag für Niederösterreich: Der Pharmakonzern Boehringer Ingelheim sagt das geplante Investment von 1,2 Milliarden Euro ab. Noch heuer hätte der Spatenstich erfolgen sollen.

Das tut richtig weh: Eigentlich wäre noch heuer der Spatenstich für eine Megainvestition geplant gewesen. Erst vergangene Woche hatte Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) im ORF-Sommergespräch mit der Sendung „Niederösterreich-Heute“ die aus ihrer Sicht gute Entwicklung und „gute Basis des Wirtschaftsstandortes“ mit der gelungenen Betriebsansiedelung des Pharmakonzerns begründet, „wo wir im Wettbewerb mit anderen Ländern wie Spanien, Deutschland oder den USA gestanden sind – und wir haben es geschafft“. Vor sechs Wochen feierte Mikl-Leitner die Investition noch als Highlight der Halbjahresbilanz des Betriebsansiedlers ecoplus. Jetzt kam überraschend das Aus: Der deutsche Pharmakonzern Boehringer Ingelheim wird die geplante Produktionsanlage in Bruck an der Leitha doch nicht bauen. Angedacht war ein Investment von 1,2 Mrd. Euro – die größte Investition der Konzerngeschichte in Österreich. Der Betrieb hätte 2026 starten und 800 Arbeitsplätze bringen sollen.

Doch daraus wird nun nichts. Das Unternehmen erklärte am Dienstagnachmittag, dass der erwartete künftige Bedarf für Produktionskapazitäten in der Biopharmazie mit den bestehenden Standorten abgedeckt sei. Die Produktpipeline erfordere eine klare Fokussierung und Priorisierung, hieß es in einem Unternehmens-Statement. Zu hören war, dass sich während eines Evaluierungsprozesses die Produktpipeline verschoben habe. Ein Ersatzprojekt sei aktuell nicht geplant. Bekräftigt wurde trotz der vorliegenden Entscheidung ein „Bekenntnis zum Standort Österreich“, berichtet die Austria Presse Agentur. In den vergangenen zehn Jahren habe Boehringer Ingelheim mehr als eine Milliarde Euro in den Standortausbau investiert, für 2024 ist die Eröffnung eines neuen Krebsforschungsgebäudes geplant.

In der Anlage sollten biopharmazeutische Medikamente für Indikationen wie Krebs, Schlaganfall oder Herzinfarkt produziert werden. Für Niederösterreich wäre die biopharmazeutische Produktionsanlage die größte, jemals getätigte Einzelinvestition eines Unternehmens gewesen. Umso bitterer jetzt die Absage. Mikl-Leitner betonte in einer Aussendung, dass dennoch am Biotech Campus Hainburg festgehalten werde. Landesrat Sven Hergovich, Landesparteivorsitzender der SPÖ, bezeichnete die Unternehmensentscheidung als „Katastrophe für den Wirtschaftsstandort Niederösterreich“, die eine komplette Neubewertung der Wirtschaftspolitik notwendig mache. „Dass die Regierungen in Bund und Land seit Monaten zusehen, wie die Teuerung steigt und steigt, ist ebenso wirtschaftsschädlich wie die fehlenden Eingriffe in die Energiepreise, die Österreichs Produktion teurer und teurer macht“, sagte er. (rüm)