Schlechte Noten für Grippe-Impfprogramm

© Apothekerkammer/ Michele Agostinis

Diesen Winter gab es erstmals ein öffentliches Impfprogramm für Influenza (ÖIP) für alle Altersgruppen. Expert:innen sehen dabei viel Luft nach oben.

Was grundsätzlich ein wichtiger Schritt in Richtung Impfprophylaxe und Erhöhung der Durchimpfungsrate gewesen wäre, hat sich in der Praxis als noch nicht ganz ausgereiftes Programm erwiesen, kritisiert der Österreichische Verband der Impfstoffhersteller (ÖVIH) in einer Aussendung. Das diesen Winter erstmalig eingeführte öffentliche Impfprogramm für Influenza (ÖIP) hat laut Verband vor allem in den Bereichen Logistik und Kommunikation Optimierungsbedarf. Dass die am ÖIP teilnehmenden Ärzt:innen die Influenza-Impfstoffe direkt als „Ordinationsbedarf“ bestellen konnten, hätte zwar einen niederschwelligen Zugang geschaffen – zahlreiche Probleme hätten dem aber entgegengewirkt. Auf der einen Seite kritisiert ÖVIH-Vizepräsidentin Sigrid Haslinger, dass zu wenige Ärzt:innen am Programm teilgenommen haben. „Es muss dringend ein Anreiz für die Teilnahme am Impfkonzept geschaffen werden, um eine höhere Anzahl an teilnehmenden Ärzt:innen zu gewährleisten und um das Impfkonzept niederschwelliger zu gestalten“, fordert Haslinger.

Andererseits konnten aufgrund fehlender Kommunikation, Missverständnissen und Verzögerungen bei der Auslieferung der Impfstoffe – trotz frühzeitiger Bestellung –Impftermine bei impfenden Ärzt:innen oft nicht eingehalten werden. Das hätte wiederum zu Vertrauensverlusten sowohl bei den Impflingen als auch bei den Ärzt:innen geführt, hält man beim ÖVIH fest. Auch die mangelnde Wahlfreiheit bei den Impfstoffen könnte „ein Versorgungsrisiko im Fall eines Lieferengpasses“ darstellen, betont Christoph Jandl, Generalsekretär des ÖVIH. Verbesserungsbedarf gäbe es zudem bei der Eintragung in den e-Impfpass. Die Komplexität des Erfassungsprozesses dürfte oftmals zu falschen Dokumentationen geführt haben – es gibt laut ÖVIH nach wie vor eine Diskrepanz zwischen ausgelieferten und in den e-Impfpass eingetragenen Dosen. Damit sich dies nicht wiederholt, wünscht sich der ÖVIH eine Vereinfachung der Dokumentation für die impfenden Ärzt:innen und einen Zugang zum e-Impfpass für alle Institutionen, in denen Impfungen stattfinden können.

Laut ÖVIH könnte ein erweitertes und bundeweites Impfstoffkontingent die Situation in kommenden Grippesaisonen verbessern. Unterschiedliche Abrufsysteme pro Bundesland hätten diesen Winter für Verwirrung gesorgt, da oftmals unklar war, wo und wie die Impfstoffe für die Ordinationen zu bestellen waren. Die Kontingentierung der Impfstoffmengen pro Bundesland haben mitunter auch dazu geführt, dass in einigen Bundesländern ein Bestellstopp „ausgerufen“ wurde, obwohl es in anderen Bundesländern noch ausreichend Impfstoffmengen gab. Um dem zukünftig vorzubeugen, wären eine verbesserte Kommunikation zwischen den ausliefernden Stellen im Bundesland und den impfenden Ärzt:innen sowie ein flexibleres Kontingent sinnvoll, meint Jandl. Bei Impfangeboten wünscht sich der ÖVIH außerdem ein „zielgruppenspezifisches“ Vorgehen bei der Aufklärung und beim Impfen selbst – beispielsweise verstärktes Impfen an Schulen sowie ein „breiter Medien-Mix“ bei Kampagnen. (kagr)