Sorge um Lieferengpässe nach Brexit wächst weiter

Nicht nur die britische Regierung fürchtet offenbar, dass es im Falle eines „No Deal“-Brexit zu Engpässen in der Medikamentenversorgung kommen könnte. Pharmaunternehmen melden, dass man Lager aufstockt.

Der Chemie- und Pharmakonzern Merck rüstet sich für einen ungeordneten EU-Austritt Großbritanniens. „Wir haben unsere lokalen Arzneilager für den Fall eines ungeordneten Brexits aufgestockt“, sagte Merck-Chef Stefan Oschmann in Darmstadt. Pro Monat würden 45 Millionen Packungen Medikamente aus Großbritannien in die EU gebracht, 35 Millionen gingen umgekehrt auf die Insel, erklärte Oschmann, der in den vergangenen beiden Jahren dem europäischen Pharmaverband EFPIA vorstand. „Es wäre nicht auszudenken, wenn es zu langwierigen Grenzkontrollen käme und Patienten wichtige Medikamente fehlten.“

Das Schreckensszenario eines ungeordneten Brexits ist aus Oschmanns Sicht aber wahrscheinlicher geworden. „Die Stimmen in Großbritannien, die nach einem Brexit um jeden Preis rufen, nehmen zu – selbst wenn das dem Land schaden würde“, sagte Oschmann. In Großbritannien kam es zuletzt zu einem Machtkampf zwischen Regierung und dem Parlament. Dort hat Premierminister Boris Johnson die Parlamentarier in die Zwangspause geschickt. Die Opposition aber hat Johnson mit einem neuen Gesetz gezwungen, eine Brexit-Verschiebung zu beantragen, falls es zum Austrittsdatum kein Abkommen mit der EU gibt. Das wiederum lehnt Johnson strikt ab. (APA)